“Blumen - Bäume - Göttergärten“ präsentiert 130 Werke indischer Miniaturmalerei

Der Gott Krishna, leicht erkennbar an seiner blauen Hautfarbe, spaziert mit Freundinnen durch paradiesische Gärten. Prunkvolle Paläste offenbaren ihr Innenleben beim Lichterfest auf der Terrasse mit illuminiertem Lotusblüten-Teich. Die klassische indische Malerei vermittelt einen Alltagseindruck vom Treiben der unzähligen hinduistischen Götter und von der Realität an den repräsentativen Höfen der Moguln.

Um den Göttern eine ehrwürdige Umgebung zu schaffen, setzen sie sie in eine opulente Flora. Für die Schau "Blumen - Bäume - Göttergärten" präsentiert Prof. Ludwig Habighorst wahre Schmuckstücke seiner umfangreichen, in 35 Jahren zusammengetragenen Sammlung. 130 Miniaturmalereien zum Thema Gärten umfasst die Schau.

Ursprünglich war die Malerei dem Hof zugeordnet. Die aus Zentralasien stammenden Mogulherrscher verbreiteten sie nach der Eroberung Indiens nach 1526 in den zentralen Städten Delhi, Agra und Lahore. Hier erfuhr sie rasch eine Aufwertung, auch weil der junge Herrscher Akbar (1556-1605) als Analphabet süchtig nach Bildern war. Er baute ein Atelier mit über 100 Malern auf, darunter Hindus und Muslime. Die Begabung allein zählte. Die Künstler malten mit Mineral- und Pflanzenfarben auf Papier. Später setzte sich die Malerei auch an den hinduistischen Fürstenhöfen durch. Während die islamische Malerei sich gemäß der Wortreligion auf historische Ereignisse und Herrscherbiografien konzentriert, aber Gott nicht abbildet, fußt der Hinduismus entscheidend auf einer bildlichen Vergegenwärtigung der über 30 000 verschiedenen Gottheiten.

Die indische Malerei unterscheidet sich wesentlich von der europäischen Tradition. Die Bilder, auf den Knien gelesen, werden mit Symbolik und Details aufgeladen, die zu deuten, es einiger Kenntnis bedarf. Angefangen vom klassischen islamischen Garten als Metapher für das Paradies mit seinen durch ein Achsenkreuz getrennten vier Strömen des Lebens. Eine Malerei etwa zeigt einen "Yogi unter dem Banyan-Baum" (um 1750). Die großen Ohrringe des Yogis, der sich mit einem Hund an einem Feuer wärmt, deuten auf seine Zugehörigkeit zum Kampat-Orden, einer Shiva-Sekte, hin. Dem "zornigen Shiva" (um 1800), erkennbar am Dreizack und Halbmond über dem Kopf, stehen die Haare zu Berge, weil seine Begleiterin Parvati ihn musizierend bei der Meditation stört. Auf anderen Bildern symbolisiert der Flöte spielende Krishna wiederum den Atem Gottes, der die Natur zum Leben erweckt. Eine ganze Bildserie ist den Bäumen gewidmet, zum Beispiel einem Mangobaum (um 1720) aus einem Traumdeutungsbuch. Erscheint ein Mangoblatt im Traum, bedeutet dies Glück, Reichtum, gute Beziehungen und Wohlergehen der Familie. Ein anderes Blatt zeigt ein Baumpaar und ein Liebespaar (um 1675). Neben der Zypresse und der Bananenstaude wächst ein zartes Nachwuchspflänzchen heran.

"Blumen - Bäume - Göttergärten. Indische Malerei aus sechs Jahrhunderten" 17.3. bis 27.10., Museum für Völkerkunde, Rothenbaumchaussee 64, Di-So 10.00-18.00, Do bis 21.00, Infos zu "Indien Erleben!": www.voelkerkundemuseum.com