Eine Schau in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zeigt kaum bekannte Kapitel der Geschichte

Der Zweite Weltkrieg begann am 1. September 1939 mit dem deutschen Überfall auf Polen. So steht es in den Geschichtsbüchern, aber man könnte den Kriegsbeginn auch anders datieren. Zum Beispiel auf den 3. Oktober 1935, als 200 000 italienische Soldaten und faschistische Schwarzhemden Äthiopien überfielen. Oder auf den 7. Juli 1937, an dem japanische Truppen in China einmarschierten und wenige Monate später in Nanking ein grauenvolles Massaker verübten.

Wenn vom Zweiten Weltkrieg die Rede ist, geht es fast nur um die Ereignisse in Europa, vielleicht noch um Nordafrika und um den japanischen Überfall auf Pearl Harbor. Aber gekämpft wurde auch in Afrika, Asien, Ozeanien und Lateinamerika, auch wenn darüber in der Öffentlichkeit nur wenig bekannt ist.

Dieses historisch weitgehend vergessene Kapitel beleuchtet die Ausstellung "Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg", die am 13. April, zur "Langen Nacht der Museen", in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme eröffnet wird. Mit Fotos, Dokumenten, Texttafeln, Video- und Hörstationen zeichnet die Schau nach, wie Länder der Dritten Welt zu Schauplätzen von Krieg und Verfolgung geworden sind. Erstaunliche und erschreckende Fakten werden da genannt, zum Beispiel die Tatsache, dass China mehr Opfer zu beklagen hatte als Deutschland, Italien und Japan zusammen. Oder dass allein 2,5 Millionen indische Kolonialsoldaten auf der Seite der Briten gekämpft haben. Neben den zahllosen Opfern gab es auch Kollaborateure, die sich aus sehr unterschiedlichen Gründen in den Dienst der faschistischen Achsenmächte stellten. Oft gerieten die Einheimischen buchstäblich zwischen die Fronten eines Krieges, dessen Sinn sie nie verstanden haben - beispielsweise in der blutigen Auseinandersetzung, die sich Japaner und Australier in der Inselwelt Melanesiens lieferten. Erarbeitet und gestaltet wurde die Ausstellung von dem Verein Recherche International und dem Rheinischen JournalistInnenbüro. Zu der Ausstellung wird ein umfangreiches Begleitprogramm aufgelegt (Termine auf der Homepage).

"Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg - Ein vergessenes Kapitel der Geschichte" 13.4. bis 31.5., KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Jean-Dolidier-Weg 75, Mo-Fr 9.30-16.00, Sa/So 12.00-19.00