Amerikaner geben auch auf Kreuzfahrten ständig, Japaner und Chinesen meistens gar nicht, weil es in ihren Ländern als Beleidigung gelten kann: Die Rede ist vom Trinkgeld. Deutschen wiederum ist die Sache mit den "Tips" oft lästig. Nicht aus Geiz, sondern weil man sich nicht sicher ist, wie viel an finanzieller Zuwendung angemessen wäre.

Bei manchen Gesellschaften sind Trinkgelder bereits im Reisepreis enthalten (AIDA, TUI Cruises, Seabourn, Silversea). Andere stellen es dem Passagier frei, wie viel er wem zusteckt (Compagnie du Ponant, Hapag-Lloyd Kreuzfahrten). Oft gibt es aber auch konkrete Erwartungen über die Höhe des Trinkgelds (Royal Caribbean, Celebrity Cruises, Cunard). Oder aber Servicegebühren ersetzen das klassische Trinkgeld komplett (NCL, Holland America, MSC, Costa, Princess Cruises). Wer mit der Praxis, einen bestimmten Trinkgeld-Betrag täglich automatisch vom Bordkonto abzubuchen, nicht einverstanden ist, kann an der Rezeption des Schiffes dagegen widersprechen und die Trinkgelder individuell verteilen. Für eine Summe, die gerecht unter der gesamten Crew verteilt wird, spricht allerdings, dass auch im Maschinenraum, der Küche oder in der Wäscherei eines Schiffes Menschen hart für das Wohlbefinden der Passagiere arbeiten. Da man diese auf einer Reise kaum zu Gesicht bekommt, gehen sie meist leer aus.

Tatsache ist überdies, dass bei vielen Crewmitgliedern der Gäste-Obolus einen beträchtlichen Teil zum Einkommen beisteuert. Nicht zuletzt deshalb sind Kreuzfahrten heute so günstig. Und selbst wo "Trinkgeld inklusive" verkündet wird, freuen sich das nette Zimmermädchen oder der freundliche Barmann ganz sicher über eine kleine Anerkennung. Erfahrene Kreuzfahrer teilen während längerer Reisen ihre Zuwendungen auf: Ein Drittel gibt es zu Beginn des Törns, ein Drittel etwa in der Mitte und vor der Abreise das letzte Drittel. Das hebt Stimmung und Servicefreude ungemein - und so hat der, der gibt, auch während der Reise etwas davon.