Der Entwurf von So-Young Wedekind wirbt für die Bettenkampagne des Kirchentages unter dem Motto “Koje frei?“

Vor gut einem Jahr bekam Ulrike Krämer die Ausschreibung für den Plakatwettbewerb zur Privatquartier-Kampagne für den Kirchentag auf den Schreibtisch. "Ich habe die Anfrage nicht an die Pinnwand gehängt, sondern gezielt einem Kurs gegeben", sagt die Leiterin des Hamburger Institute of Design (IN.D) an der Esplanade. Eine gute Entscheidung: David Breustedts Entwurf belegte den dritten Platz, und So-Young Wedekind gewann den Wettbewerb. Ihr Plakat "Koje frei?" ist gerade überall in der Hansestadt zu sehen.

"Ich habe mich sehr darüber gefreut, war aber auch total überrascht, dass ich auf dem ersten Platz gelandet bin", sagt die 32 Jahre alte Studentin, die im dritten Semester ist. Sie hat eine südkoreanische Mutter und einen deutschen Vater, der Name "So-Young" bedeutet "kluges Mädchen". Und das hat sich in Sachen Plakat bewahrheitet.

Seit 2008 lebt die gebürtige Cuxhavenerin, die rund um Bremen aufwuchs, in Hamburg. Lange hat sie in der Mobilfunk-Branche gearbeitet, Musik gemacht und getanzt, bis sie im Herbst 2011 am IN.D angenommen wurde. "Kunst und verkaufen, das interessiert mich."

In dem Kurs "Anzeigen- und Plakatgestaltung" unter Leitung von Dozent David Friedemann beschäftigte sich So-Young Wedekind mit der Kirchentags-Ausschreibung. "Ich wollte etwas Freches, Menschliches machen. Das Plakat soll viele Menschen ansprechen und nicht religiös anmuten." Je mehr die Studenten dann im Kurs über das Thema gesprochen hätten, desto deutlicher habe sich die Idee in ihrem Kopf geformt. Am Computer benutzte So-Young Wedekind das Programm "Adobe Illustrator", experimentierte mit Farben, Worten und Schrifttypen. Der Blauton Cyan war vorgegeben. "Von Anfang an wusste ich, dass die Bettwäsche kariert sein sollte", sagt die Künstlerin. "Dann kam die Idee, ein Boot als Bett zu zeigen. Das passt zu Hamburg ebenso wie der maritime Begriff Koje." Und so schaukelt jetzt ein weißes Boot mit blauer Flagge, drei blauen Bullaugen und gelb-karierter Bettwäsche auf einer kleinen blauen Woge. "Koje frei?" heißt die Frage in Gelb und schiebt den Appell nach: "Werden Sie Gastgeber!"

Auf Plakaten, Handzetteln und Broschüren ist So-Young Wedekinds Entwurf jetzt in der Stadt zu sehen. "Ich drücke natürlich die Daumen, dass genügend Privatquartiere für den Kirchentag gefunden werden." Das Preisgeld von 1000 Euro darf die Studentin behalten. Theoretisch kann sie damit zwei Monate lang die Studiengebühren an ihrer Hochschule von 480 Euro monatlich bezahlen. "Auf jeden Fall gebe ich meinem Kurs aber noch einen aus." Eins erspart ihr der Preis aber nicht: "Ich muss im Frühjahr meine Zwischenprüfung bestehen."