12.000 Privatquartiere werden für den Kirchentag gebraucht. Die Suche läuft bereits auf Hochtouren

Wer unterwegs ein Nachtquartier sucht, bucht normalerweise ein Bett im Hotel oder in einer Jugendherberge, vielleicht ein paar Quadratmeter auf dem Campingplatz. Beim Kirchentag hingegen gibt es eine Bettenzentrale.

Ortstermin in der Geschäftsstelle des 34. Evangelischen Kirchentags in der Altstadt, ein Großraumbüro im fünften Stock. Von hier werden die Unterkünfte für das fünftägige Christentreffen Anfang Mai vermittelt: 60.000 Schlafplätze in Schulen, 2000 Hotelbetten für Referenten - und 12.000 Privatquartiere bei Gastgebern in Hamburg und Umgebung.

An den Wänden hängen große Stadtpläne, gespickt mit bunten Nadeln. Am Telefon erklärt Birte Burgänger einem Anrufer, dass sie noch nicht sagen kann, wo er und seine fünf Freunde unterkommen werden. "Verteilen können wir erst, wenn wir alle Betten zusammen haben", sagt sie. Die 47-Jährige gehört zum Team Privatquartiere. Seit Ende November läuft die Operation "Koje frei". 380.000 Meldekarten wurden gedruckt, 9100 Plakate werben in der ganzen Stadt um Gastgeber. Prominente Hamburger wie Budni-Chef Cord Wöhlke oder die Intendantin des Ernst Deutsch Theaters, Isabella Vértes-Schütter, unterstützen die Suche. In den Gemeinden sind 170 Privatquartierbeauftragte für die Akquise benannt, darunter 20 katholische.

"Die Privatquartiere sind für alle, die nicht mehr im Klassenraum auf Isomatten oder Luftmatratzen schlafen können", sagt Thomas Kiekbusch, Chef des Bereichs Unterkunft. "Es geht auch um Begegnung, um Gastfreundschaft abseits des Kommerzes." Die anvisierte Zahl von 12.000 privaten Gästebetten ist ein Erfahrungswert. Beim Bremer Kirchentag 2009 waren die Veranstalter noch von 10.000 ausgegangen, aber seitdem sind die Besucherzahlen gestiegen. Kiekbusch: "In Hamburg bereiten wir uns auf einen großen Kirchentag vor."

Mit dem Beginn des neuen Jahres hat der Countdown für die Bettensammler begonnen. "Die Gastgeber melden sich bei uns telefonisch, über die Internetseite des Kirchentags, senden die ausgefüllten Meldekarten per Post oder über die Beauftragten in den Gemeinden", erklärt Torsten Flader, der für die Privatquartiersuche - im Kirchentagsjargon PQ-Kampagne - zuständig ist. Noch ist die Resonanz der Hamburger, vorsichtig ausgedrückt, zurückhaltend. Dabei muss man weder ein Gästezimmer haben, noch Christ sein, um Gastgeber zu werden. Man könne auch sicher sein, dass vertrauenswürdige Menschen kämen, sagt der 33-Jährige. Alle Gäste werden registriert und beim Kirchentag versichert. "Es hat noch nie Ärger gegeben, oft sind sogar Freundschaften entstanden."

In der Datenbank haben die Bettenvermittler nicht nur Schlafplätze in Hamburg, das Umland spielt eine wichtige Rolle. Einige ungewöhnliche Angebote seien darunter, wie etwa ein Baumhaus auf dem Kinderbauernhof in Wilhelmsburg, erzählt Thomas Kiekbusch, der bereits bei den Kirchentagen in Bremen und Dresden dabei war. Dort hätten sich auch Studenten-WGs gemeldet, ein noch nicht eröffnetes Altenheim war kurzerhand für Kirchentagsgäste zur Verfügung gestellt worden, sogar ein Grufti habe eine Schlafstätte angeboten - in einem Sarg. Aber, so der Chef der Bettenzentrale, "wir achten darauf, dass Besucher und Gastgeber zusammenpassen".

Am 15. Februar ist Anmeldeschluss für Gäste, die ein Bett brauchen. "Dann sehen wir, wie viele Unterkünfte wir haben", sagt Torsten Flader. Ab Ende März soll es losgehen mit der Vermittlung. Dann werden auf einem alten Nadeldrucker lange Listen mit Gästen und Gastgebern ausgedruckt. "Die ordnen wir dann einzeln zu." Das sei aufwendig, aber notwendig. "Damit nicht ein Allergiker in einer Wohnung mit Katzen landet oder ein Rollstuhlfahrer im siebten Stock ohne Fahrstuhl."

Flader und seine Mitstreiter sind optimistisch, dass die Kampagne ein Erfolg wird. "Irgendwie hat es immer geklappt. Wäre doch gelacht, wenn es gerade in Hamburg anders wäre." Bettensammlerin Birte Burgänger war übrigens eine der Ersten, die sich schon vergangenes Jahr als Gastgeberin gemeldet hatte. Auf der Internetseite entdeckte die Wilhelmsburgerin dabei die Stellenanzeige für das Kampagnenbüro, bewarb sich und bekam den Job. Und Gäste nimmt sie auch auf. "Die ziehen ins Schlafzimmer. Mein Mann und ich nehmen die Luftmatratze."