Bürgermeister Olaf Scholz zur Bedeutung des 34. Kirchentags für die Hansestadt und wie er hilft

In gut drei Monaten beginnt der Evangelische Kirchentag in Hamburg. Erwartet werden mehr als 100.000 auswärtige Besucher, darunter auch viele prominente Gäste. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) heißt sie alle willkommen. Aber wo werden die Menschen schlafen? Der Senatschef, selbst nicht Kirchenmitglied, appelliert an die Hamburger, ihre Gästezimmer und Besuchersofas herzurichten.

Hamburger Abendblatt:

Welche Bedeutung hat der Kirchentag für die Stadt?

Olaf Scholz:

Hamburg hat eine besondere Verbindung zur evangelischen Kirche. Die Entscheidung, dem Weg Martin Luthers zu folgen und sich der Reformation anzuschließen, ist sehr bewusst getroffen worden. Nicht von oben herab, sondern die Bürger haben das dem Senat abverhandelt. Luthers Weggefährte Johannes Bugenhagen war hier tätig und hat die Entwicklung der evangelisch-lutherischen Kirche maßgeblich beeinflusst. Die Silhouette der Stadt ist geprägt von den fünf Hauptkirchen. Deshalb ist es etwas Besonderes, wenn hier zum vierten Mal ein Kirchentag stattfindet.

Der Kirchentag trägt auch zur Imagepflege bei. Wie sehen Sie das?

Scholz:

Ich hoffe, dass Hamburg dabei gut wegkommt und die Besucher einen positiven Eindruck von unserer Stadt und ihren Bürgern mitnehmen. Hier passiert viel. Parallel finden die Internationale Bauausstellung und die Internationale Gartenschau statt. Wir haben auch sonst schon einiges vorzuweisen, sei es in der Stadtentwicklung, im Wohnungsbau oder auch im sozialen Bereich. Hamburg ist übrigens in diesem Jahr nicht nur die Stadt, in der Kirchentag ist, sondern auch die, in der der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz verwirklicht wird.

Waren Sie selbst schon mal bei einem Kirchentag?

Scholz:

Ja, sowohl in Hamburg als auch in anderen Städten. Ich habe dort viele engagierte Menschen erlebt. Die Vorstellung davon, dass wir nicht allein auf der Welt sind, dass wir Verantwortung füreinander haben, hat diese Menschen zusammenführt. Das finde ich sehr beeindruckend. In meinen unterschiedlichen Ämtern habe ich mich auch an Diskussionsrunden beteiligt. Kirchentag ist etwas, was man nicht einfach abhakt. Die Gespräche berühren, auch weil es meistens um etwas Grundsätzliches geht.

Was tut die Stadt, um eine gute Gastgeberin zu sein?

Scholz:

Wir bemühen uns, dass öffentliche Räume für die Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Wir öffnen unsere Schulen als Gemeinschaftsunterkünfte.

Aus dem Rathaus sollen Anweisungen gekommen sein, dass alle verfügbaren Bahnen und Busse eingesetzt werden.

Scholz:

Wir fühlen uns dafür verantwortlich, dass es mit der Logistik klappt. Da ist der Öffentliche Nahverkehr besonders gefordert, damit sich die vielen Besucher bewegen können und natürlich auch die, die hier leben.

Im Moment suchen die Organisatoren 12.000 Betten in Privatquartieren. Bislang läuft es noch sehr zäh. Haben Sie Ihr Gästebett schon bezogen?

Scholz:

Für den Bürgermeister ist es etwas komplizierter, ein Privatquartier für den Kirchentag anzubieten. Aber ich setze mich dafür ein, dass möglichst viele Hamburger ein Bett zur Verfügung stellen.

Wie werben Sie für die Bettenkampagne? Sprechen Sie mit Freunden, der Familie oder Ihren Mitarbeitern darüber? Immerhin sind Sie ja Schirmherr der Kampagne.

Scholz:

Ja, das bin ich aus Überzeugung. Ich habe diese Schirmherrschaft sehr gerne angenommen, weil ich finde, dass die Stadt Hamburg sich immer durch große Gastfreundschaft und bürgerschaftliches Engagement ausgezeichnet hat. Privat spreche ich diejenigen an, bei denen ich weiß, dass sie jemanden unterbringen können und ein offenes Herz für die Sache haben. Außerdem stehen mir als Bürgermeister ja einige Wege offen, für die Bettenkampagne öffentlich Werbung zu machen.

Warum ist es wichtig, dass die Menschen in Hamburg und im Umland privat Betten zur Verfügung stellen?

Scholz:

Ich bin überzeugt, dass diejenigen, die als Besucher des Kirchentages hier ein Privatquartier finden, glücklich über diese Unterbringungsmöglichkeit sind. Und für die Gastgeber ist es interessant, mit dem Besuch ins Gespräch zu kommen und zu hören, was er oder sie auf dem Kirchentag erlebt hat. Es existieren ja schließlich ganz unterschiedliche Sichten auf die Welt, die man zum Abschluss des Tages noch bei einem Glas Wein entspannt austauschen kann. Und ich möchte betonen, dass - anders als vielleicht in manchen Stadtteilen anderer großer deutscher Städte - auch Schwaben in Hamburg besonders willkommen sind.

Die Stadt fördert den Kirchentag mit 7,5 Millionen Euro. Wie erklären Sie diese beträchtliche Summe den Steuerzahlern, die mit Kirche nichts am Hut haben?

Scholz:

Diejenigen, die ein religiöses Bekenntnis verfolgen, leisten einen Beitrag zum Miteinander in der Gesellschaft. Ein zentraler Aspekt in der Lehre der Evangelischen Kirche ist, dass man eine Verantwortung für sein Handeln hat. Und das zu unterstützen, ist mir persönlich wichtig und eine Herzensangelegenheit für die ganze Stadt.

Kurz vor dem Kirchentag wird die Internationale Gartenschau eröffnet, am Wochenende danach ist Hafengeburtstag. Sind das zu viele Großveranstaltungen?

Scholz:

Man muss immer ein vernünftiges Maß finden und mit allen Beteiligten zur Vorbereitung sprechen. Die Stadt besteht nicht nur aus Events. Beim Kirchentag geht es ohnehin um etwas Tiefergehendes. Aber es gibt Jahre wie dieses, in denen viel los ist und dann Jahre wie 2014, in denen es vermutlich wesentlich ruhiger wird.

Wissen Sie, welche Veranstaltungen Sie auf dem Kirchentag besuchen möchten?

Scholz:

Es gibt Anfragen, dass ich bei Podiumsdiskussionen oder als Redner teilnehmen soll. Ich will mir aber auf jeden Fall Zeit für einen Rundgang auf dem Kirchentag nehmen.

Welchen Stellenwert haben für Sie Kirche und Religion?

Scholz:

Einen großen. Kirchen prägen die Mentalität, die Einstellung von Menschen. Was ich zum Beispiel als Konfirmand wahrgenommen habe, hat mich beeinflusst. Kirche gibt dem Menschen das Gefühl, in einen größeren Zusammenhang eingebunden zu sein. Das ist eine der wichtigen Grundlagen für moralisches Handeln. Deshalb sind die Kirchen und das, was sie zur Welt beitragen, unverzichtbar.