Eltern läuft im hektischen Alltag gerne mal die Zeit davon. Tipps, wie sie sich dennoch Freiräume schaffen können

Nicht nur zur Weihnachtszeit geraten Eltern gerne mal unter Zeitdruck. Kein Wunder - im Familienalltag müssen viele Dinge unter einen Hut gebracht werden. Neben der eigenen Berufstätigkeit müssen der Haushalt organisiert, Termine wie Zahnarztbesuche oder Flötenunterricht eingehalten oder die Kinder bei den Hausaufgaben betreut werden. Und für Unternehmungen und gemeinsame Erlebnisse mit den Kindern soll natürlich auch noch genügend Zeit da sein.

Wie es Müttern und Vätern gelingen kann, nicht in Stress und Hetze zu verfallen und auch besinnliche Stunden in der Familie zu genießen, dazu gibt Birgit Harpering, Leiterin der Evangelischen Familienbildung Norderstedt, ein paar Tipps.

1. Wie können Eltern das Gefühl des ständigen Gehetztseins verhindern?

Birgit Harpering: Um gar nicht erst in das Hamsterrad zu geraten, sollten sich Mütter und Väter grundsätzlich überlegen: Wie will ich mein Familienleben gestalten? Welche Prioritäten will ich setzen, welche Zeit brauche ich für mich, um Kraft zu tanken? Wenn Eltern sich bewusst machen, dass sie die Regisseure des Familienlebens sind, kann das schon ein sehr hilfreicher Beginn für mehr Entlastung sein.

2. Was sollten vor allem junge Eltern bedenken?

Harpering: Mit der Geburt eines Kindes wird für Eltern, die zuvor keine Verantwortung für ein Kind trugen, ein völlig neues Zeitmanagement nötig. Denn nun kann man nicht mehr selbstbestimmt über seine Zeit verfügen. Diese Sachzwänge empfinden viele junge Eltern als anstrengend. Auch sollte schon vor der Geburt zwischen den Eltern festgelegt werden, wer wie viel Zeit mit dem Kind verbringt. Auch Väter sollten hier ihren Part übernehmen, das ist letztlich gut für alle.

3. Müssen Eltern immer alles selber regeln?

Eltern müssen sich einerseits auf die Zeitrhythmen ihrer Kinder einstellen, andererseits geben sie idealerweise klar die Strukturen vor. Sie achten darauf, dass die Kinder zu bestimmten Zeiten ins Bett gehen und dass sie rechtzeitig morgens aufstehen. Aber sie müssen nicht alles allein machen. Sie können ihre Kinder spielerisch an Aufgaben heranführen, ihnen je nach Alter kleine Tätigkeiten übertragen, wie etwa den Tisch zu decken oder beim Aufräumen zu helfen. Kinder machen so ihre eigenen Erfahrungen.

4. Wie kann man andauernde Zeitnot besser in den Griff kriegen?

Harpering: Indem man über einen gewissen Zeitraum einmal beobachtet, was die Zeitfresser des Tages sind. Dazu gehören etwa unkontrollierter Medienkonsum und auch überhöhte Perfektionsansprüche. Hier heißt es ebenfalls Prioritäten setzen. Die Küche muss nicht immer auf Hochglanz gebracht werden. Schon die junge Mutter, die nachts ihr Baby stillen muss, sollte tagsüber Ruhepausen für sich einplanen, etwa schlafen, wenn das Kind schläft, statt zu bügeln.

5. Warum ist es wichtig, dass Eltern Netzwerke haben?

Harpering: Eltern brauchen Freiräume, um sich zurückzuziehen und Kraft zu tanken. Dann ist es gut, wenn sie Nachbarn, Freunde oder Verwandte bitten können, das Babysitten zu übernehmen. Und auch der Kontakt und Austausch mit anderen Familien ist hilfreich.

6. Welche Momente dürfen im Familienalltag nicht fehlen?

Harpering: Neben all den Terminen der einzelnen Familienmitglieder wäre es schön, eine Zeit am Tag gemeinsam zu verbringen. Dafür bietet sich eine gemeinsame Mahlzeit wie das Abendessen an. Es ist eine gute Möglichkeit für wertvolle Gespräche, die Beziehungen stärken. Eltern erfahren, wo der Schuh drückt oder wie das Fußballtraining läuft. Das Gespräch miteinander ist eine wichtige Voraussetzung, um emotional beieinander zu bleiben.

7. Die Tage müssen aber nicht bis zum Abend durchgeplant werden?

Harpering: Viele Familien haben eine Struktur, wie der Tag gefüllt ist. Schön ist es, wenn darin auch ein Anteil an unverplanter Zeit enthalten ist. Eine Zeit, in der das Kind entspannt oder in der Eltern mit ihm spielen. Nach einer Weile kann man es auch sich selbst überlassen; wenn sie Langeweile haben, entwickeln Kinder Kreativität.

8. Welche Chancen bieten die kommenden Weihnachtsfeiertage?

Harpering: Gerade die Adventszeit und die folgenden arbeitsfreien Weihnachtstage sind ein guter Anlass, mal einen Gang zurückzuschalten. Statt eines Besuchsmarathons, bei den Verwandten bietet sich die Möglichkeit, mal einen Tag in genüsslicher Langeweile zu verbringen. Und sich selbst zu fragen: "Was tut mir gut, worauf muss ich achten?" Schon das Nachdenken darüber wirkt entlastend, und man geht gestärkt ins neue Jahr.

Infos: www.fbs-hamburg.de