Das Archäologische Museum Hamburg geht neue Wege bei der Besucher-Kommunikation

Auf der Suche nach Gold, Kupfer, Blei und Zinn verlässt Skrabbu, ein Bewohner des Planeten Sepola, seine heimische Galaxie und entdeckt einen kleineren Planeten, der ein vielversprechendes Metallmuster zeigt. Die Atmosphäre besteht aus Sauerstoff, Kohlenstoff und Stickstoff, es gibt jede Menge Wasser und auch Leben. Grund genug für den Außerirdischen, einen Abstecher zu wagen und nachzuschauen, was es ohne größere Anstrengung zu holen und zu sehen gibt.

Skrabbu landet mit seinem Raumschiff und findet einen interessant aussehenden Metallhaufen, der sogar sprechen kann, auf den Namen U.B.I. hört und ihm unbedingt allerlei Geschichten erzählen will. Obwohl der außerirdische Besucher den Blechhaufen am liebsten sofort zerlegen würde, findet er immer mehr Gefallen daran, etwas über die Bewohner des unbekannten Planeten zu erfahren - die Menschen.

Eine Szene aus einem Science-Fiction-Roman? Keineswegs, sondern das Aufeinandertreffen zweier Comic-Figuren, die eigens für den Multimedia-Guide des Archäologischen Museums Hamburg entwickelt worden sind. Der Ort, an den es den eiförmigen gelben Skrabbu mit den vier Tentakeln an der Unterseite verschlagen hat, ist das Archäologische Museum Hamburg der Zukunft. Der kleine blaue Museumsroboter U.B.I. (eine Abkürzung für "Universeller Besucherbetreuungs- und Informationsautomat für Museen und Kultur-Events") gibt sich große Mühe, dem sonderbaren Besucher alles über die Erdbewohner und deren Vergangenheit zu erklären.

Das hört sich dann folgendermaßen an: Skrabbu: "Verrat mir mal, warum hier sooo viele Dinge rumliegen, die offensichtlich keinem gehören - und nur darauf warten, von mir eingesammelt und verkauft zu werden." - U.B.I.: "Sämtliche Ausstellungsstücke sind einzigartige Zeugnisse ihrer jeweiligen Zeit, und es ist nicht vorgesehen, sie zu verkaufen."

Der Außerirdische ist oftmals überrascht, wenn es etwa um das Thema Gewalt geht. Aber auch fasziniert, wenn U.B.I. ihm von Werkzeugen und technischen Neuentwicklungen berichtet. Schließlich verlässt Skrabbu wieder den Planeten Erde. Nicht nur um etliche Erkenntnisse reicher, sondern auch mit einigen Tonnen Kupfer, Gold und Blei im Gepäck. U.B.I. hat ihm nämlich die Adresse eines nahe gelegenen Schrottplatzes verraten.

Bereits bei der Eröffnung der archäologischen Dauerausstellung im Jahr 2009 kam die Frage nach einem Audioguide für Besucher auf. Inzwischen hat sich das Smartphone zu einem Standard entwickelt. "Seine Vorzüge sind neben einem ansprechenden Design die einfache Bedienung, eine gute Grafik und erschwingliche Verbindungstarife. Somit ist das Smartphone das ideale Gerät für die Nutzung von mobilen Audioguides", so Sammlungsleiter Dr. Michael Merkel. Gemeinsam mit dem Medienproduzenten und Vorgeschichtler Christoph Haffner entwickelte er 2011 ein Projekt mit dem Titel "Museumswissen On Demand".

Es besteht aus zwei Anwendungen, Apps genannt, die ab November 2012 kostenlos auf den meisten Apple-iOS-(ab iOS 4.0) oder Android-Geräten geladen werden können. Damit ist das Archäologische Museum Hamburg eines der ersten Häuser in Norddeutschland, die ihren Besuchern einen mobilen Service bieten. Die App ist ein Multimedia-Guide und begleitet die Besucher audiovisuell durch die Dauerausstellung vor Ort. Es gibt sie in zwei Versionen: für Erwachsene und für Jugendliche.

Zusammen mit einem Illustrator, einem professionellen Drehbuchautor und Schauspielern haben die Initiatoren einen animierten Comic geschaffen. Die beiden Protagonisten Skrabbu und U.B.I. entführen die Nutzer in die Vergangenheit und erklären ihnen mit Witz und in verständlichen Worten die Vor- und Frühgeschichte Norddeutschlands. Außerdem bietet die App ein kleines Spiel an, in dem die jugendlichen Gäste selbst mit Spaten, Hacke und Pinsel archäologische Funde ausgraben und zusammensetzen können.

"Wir wollten auch nicht einfach wiederholen, was man in den Vitrinen sieht, sondern zusätzliche Hintergrundinformationen geben, die Menschen und Epochen lebendig werden lassen", betont Dr. Merkel. Vor jeder der 159 Vitrinen können sich die Smartphone-Besitzer die Informationen mittels Bildern, Beschreibungen und gesprochenen Texten abrufen. In den Foyers des Museums besteht die Möglichkeit, kostenlos WLAN zu benutzen. Besuchern ohne Smartphone stehen zehn Leihgeräte (iPod Touch) zur Verfügung.

Derzeit entwickelt das Museum eine weitere App. Sie fungiert als mobiler Stadtführer für ganz (!) Hamburg und richtet sich an Touristen und kulturinteressierte Bürgerinnen und Bürger, die Archäologie in ihrer Stadt entdecken möchten. Über die GPS-Erkennung des Smartphones hat der Nutzer 2013 die Möglichkeit, wissenswerte Hinweise zu Bodendenkmälern oder Kunstwerken in seiner Umgebung abzurufen. Damit spielt das Museum ganz vorne bei der Nutzung der neuen Technologien mit.

Download der App unter: iTunes App Store und google play (Android) Archäologisches Museum Hamburg/Helms-Museum, Rathausplatz 5, Harburg, Di-So 10.00-17.00