Die Doppelschau “Heilige Räume“ widmet sich der Sakralarchitektur

Manchmal fügen sich Dinge gut zusammen, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören. So geschehen am Museum für Hamburgische Geschichte. Ein einzigartiges Restaurierungsprojekt zum absoluten Schmuckstück des Hauses, einem Modell des Salomonischen Tempels, verbindet sich hier mit einer Fotoausstellung aus Stuttgart zur Architektur des Islam unter dem Titel "Heilige Räume".

In der Schau "Die Geheimnisse des Salomonischen Tempels" liegen noch riesige Kisten auf dem Museumsboden. Ihr Inhalt? Das historisch einmalige Architekturmodell des Salomonischen Tempels, das der hamburgische Kaufmann Gerhard Schott, Begründer und erster Direktor der Gänsemarktoper, um 1680 in Auftrag gab. Es entspricht als Idealmodell aus Hölzern und Elfenbein auf 3,45 mal 3,45 Metern der barocken Vorstellung des in der Bibel dargestellten Tempels, wie er im 10. Jahrhundert vor Christus unter König Salomo in Jerusalem errichtet worden war. Das Modell hat eine wechselvolle Geschichte. Bis 1724 war es in Hamburg, ging dann nach London, schließlich brachte es August der Starke nach Dresden, wo es bis in die 1830er-Jahre blieb. Auf Umwegen landete es 1910 als Glanzstück im Museum für Hamburgische Geschichte.

Nun soll das Modell bis März 2013 eingehend dokumentiert werden. Das Ziel eines vollständigen Aufbaus ist nachgeordnet. "Im Zuge einer Ausleihe nach Amsterdam fiel auf, wie wenig wir wissen über die materialkundliche Beschaffenheit", sagt Kuratorin Dr. Claudia Horbas. "Unser Wunsch ist eine vollständige Dokumentation darüber, was authentisch ist und wo wir Schäden haben. Warum existieren vier Kisten unverbauter Teile?"

Restauratorin Edith Müllauer betreut die aufwendige Voruntersuchung. Sie sichtet, nimmt Schäden auf, versucht, die empfindlichen, teils verwölbten Kassettendecken wieder in das Objekt einzubringen. "Das Modell wurde rund sechsmal renoviert. Aber es gibt keine schriftlichen Aufzeichnungen", sagt sie. Insgesamt 400 Teile - Decken, Türme, Dächer, Fassaden, Pfeiler und Gesimse - müssen angeschaut werden.

Ergänzend dazu beleuchtet die Ausstellung "Neue Moscheen im Bild der Stadt" vom Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) in Stuttgart künstlerische Aspekte der Islam-Architektur. Verbindendes Element ist der spirituelle Zusammenhang. "Die Moschee ist an sich kein heiliger Raum, wenn nicht berühmte Imame dort beerdigt sind", erläutert Kurator Nils Jockel. "Die geringen Vorgaben haben zu erstaunlich vielfältigen Bauweisen geführt."

20 dieser Moschee-Entwürfe von den 1960er-Jahren bis heute, Modelle, Fotografien, Filme und Texte umfasst die Schau. Ein Beispiel für die künstlerische Toleranz und Formenvielfalt bietet die Hamburger Centrums-Moschee, deren Minarette der Künstler Boran Burchhardt 2010 mit vom Fußball entlehnten grünen Ornamenten verzierte.

Heilige Räume Die Geheimnisse des Salomonischen Tempels und Neue Moscheen im Bild der Stadt jew. bis 3.3.2013, Museum für Hamburgische Geschichte, Holstenwall 24, Di-Sa 10.00-17.00, So 10.00-18.00