Ehepaar aus Horst hat 850 Unterschriften für Schutzwände gesammelt

Maschen. "Wenn das Wetter gut ist und der Wind ungünstig steht, dann hören wir die Züge so laut, dass wir uns nicht mehr richtig unterhalten können", sagt Ernst-Ulrich Lorey aus Horst. Der 75-Jährige und seine Frau Marion Lorey, 70, haben etwa 850 Unterschriften für einen Lärmschutz in Maschen und Horst gesammelt.

Sie stören sich an dem hier verlaufenden Umgehungsgleis des Güterbahnhofs Maschen und vor allem an dem damit verbundenen Lärm der Güterzüge. Über das Gleis werden seit Anfang der 70er-Jahre Güterzüge, die vom Hamburger Hafen kommen, beispielsweise in Richtung Bremen geleitet.

Besonders die Anwohner, rund um den Fachenfelder Weg, nahe dem Gut Freschenhausen und der Horster Landstraße, leiden unter dem Zuglärm. "Das Stück östlich von Maschen und Horst ist der Teil, an dem ein Lärmschutz gebraucht wird", meint Ernst-Ulrich Lorey. Parallel zum Fachenfelder Weg verläuft die Bahnstrecke auf einem Damm, dadurch höre man das Rattern der Güterzüge besonders gut. Nachts würde teilweise alle drei Minuten ein Zug vorbeirollen. "Es ist unmöglich nachts ein Fenster aufzulassen. Viele haben sich Isolierglasscheiben angeschafft, das hilft aber auch nicht."

Nach Aussage eines Sprechers der Deutschen Bahn befahren rund 160 Güterzüge die Strecke innerhalb von 24 Stunden. Im Durchschnitt fährt alle acht Minuten ein Güterzug über das Umgehungsgleis, denn jeweils von 23 bis 0.30 Uhr und von 16 bis 17 Uhr gibt es Pausen. "Aber die nimmt ja fast keiner wahr", sagt Ernst-Ulrich Lorey. Um den Dauerlärm zu beenden, sammelt das Ehepaar jedes Wochenende Unterschriften. "Man darf nicht immer nur rumsitzen und meckern, man muss auch was tun", sagt der Rentner.

Mit ihrer Meinung sind sie nicht allein. Die Bürgerinitiative Horster Heide ist auf das Ehepaar aufmerksam geworden und setzt sich nun ebenfalls für den Lärmschutz in Maschen und Horst ein. Peter Müller-Seitz, Vorstand der Initiative, und Marion Lorey haben bereits zusammen ein Schreiben an Niedersachsens Ministerpräsidenten David McAllister (CDU) verfasst.

Darin schildern sie sowohl das Problem, als auch die Auswirkungen der Lärmbelastung. So befürchten die Anwohner beispielsweise Gehörschäden. Auch berichten sie, dass bereits 2011 ein Antrag auf Lärmschutz gestellt wurde, welcher aber von der Deutschen Bahn abgelehnt wurde. Der Grund: "Nach derzeitiger Gesetzeslage muss die DB nur bei Änderungen der Gleisstruktur Lärmschutzmaßnahmen ergreifen." Allerdings könne die Deutsche Bahn auf Sonderfonds zurückgreifen, die für außergewöhnliche Problemfälle durch hohe Lärmemissionen bestünden.

Die Bürgerinitiative fordert McAllister auf, sich für die Gemeinde stark zu machen. Ihnen geht es vor allem um die Freigabe der Fördermittel der Bahn. Des Weiteren heißt es in dem Brief: "Wirken Sie darauf hin, dass uns rechtsverbindliche Zusagen gemacht werden, welche Lärmschutzmaßnahmen die DB zu realisieren gedenkt."

Auch den Bürgermeister der Gemeinde Seevetal, Günter Schwarz, haben die Loreys auf das Problem angesprochen. "Ich hatte sofort Verständnis. Die Gemeinde ist ohnehin schon durch das Maschener Kreuz und das Horster Dreieck mit viel Autobahnlärm belastet", sagt Schwarz. Seiner Ansicht nach ist es notwendig, dass sich dies ändert. Allerdings sei es schwierig, etwas gegen die Deutsche Bahn auszurichten.

Eine Chance könnten die jetzt gesammelten Unterschriften und der Brief an den Ministerpräsidenten sein. Bis zu 1000 Unterschriften wollen Ernst-Ulrich und Marion Lorey noch zusammentragen. "Wir bekommen sehr positive Resonanz, die Leute haben oft dieselbe Meinung wie wir", sagt er.

Ein weiterer Punkt, der den Lärmschutz nach Ansicht der Rentner zwingend notwendig macht: Voraussichtlich werde der Güterzugverkehr in der Zukunft zunehmen. "Dass das Umgehungsgleis wichtig ist für die Stadt und natürlich für die Wirtschaft, steht außer Frage", sagt Ernst-Ulrich Lorey. "Unser Ziel ist nicht, das Gleis abzuschaffen oder den Zugverkehr zu verringern, wir wollen lediglich einen Schutz, um es erträglich zu machen."

Die Bürgerinitiative macht mehrere Vorschläge: Lärmschutzwände entlang der Strecke, Nachschleifen der Gleise, lärmarme Bremsen für Waggons, Schallschutzschürzen oder Geschwindigkeitsbegrenzung. Laut Deutscher Bahn besteht jedoch kein Anspruch auf Lärmschutz, da die Bebauung zu weit von den Gleisen entfernt ist. Auch sei die Bahnstrecke im Bereich Horst nicht im Sanierungsprogramm des Bundes enthalten. Die Bürgerinitiative hofft nun auf ein schnelles Handeln des niedersächsischen Ministerpräsidenten.