Die gleichnamige Münchner Combo bittet mal wieder zu zwei Konzerten der besonderen Art in die Laeiszhalle

Die Bläser im Orchester, sie haben ein hartes Leben. Man hängt tatenlos im Graben rum, ist man dann aber an der Reihe, muss der Ton sofort sitzen, nicht ganz einfach nach Spielpause und mit kaltem Instrument. Und wo nach allgemeinem (Musiker-)Verständnis der Streicher feinsinnig an Artikulation und Bogenführung arbeitet, bläst der Bläser eben in sein Mundstück. Und tut er das nicht richtig, gibt's einen Blechschaden.

Um Musikern und Publikum auch andere Aspekte des Blechs vorzuführen, gründete der Hornist Bob Ross 1984 mit einigen Kollegen der Münchner Philharmoniker eine Brassband. Entsprechende Ensembles in seiner schottischen Heimat haben eine lange Tradition und liefern sich beispielsweise bei Fußballspielen rasante Duelle mit Bands der Gegner.

Auch in den USA und in den Alpenländern wird das Blech ja auf besondere Art und Weise gepflegt. Kein Wunder, dass beim Münchner Zwölfzylinder zwei Trompeter aus Österreich (Erich Rinner, Franz Unterrainer) und zwei Amerikaner (David Maltz (Horn), Tom Walsh (Tuba)) die Ventile drücken. Der Belgier Guido Segers sowie Hermann Binder und Herman Göß komplettieren den Trompetensatz, Matthias Fischer und Bernhard Weiß bedienen die Posaunen, das Multitalent Matthias Schmidt hat sozusagen die Springerfunktion zwischen Euphonium, Flöte, Klavier und Posaune inne, und der fränkische Amerikaner Arnold F. Riedhammer sorgt am Schlagzeug für den Rhythmus im Untergrund.

Statt des sanften Bruckner-Brass-Tons der Münchner Philharmoniker sind hier Kalauer und Klamauk, Witz, Virtuosität und Entertainment gefragt, was Blechschaden problemlos liefert. Bereits zweimal, 1999 und 2002, erhielt das Ensemble den Echo-Klassik-Preis, auch weil man mit dem mitreißenden Mix ein Publikum anspricht, das sich nicht nur aus der reinen Klassikecke rekrutiert.

Das Konzept, Virtuosität und Humor zu verbinden, entstand übrigens eher zufällig: 1989 hatte man für ein Konzert nicht genügend Programm, Bob Ross überbrückte die Pausen mit launigen Ansagen, ein Erfolgsprodukt war geboren. Und weil man sich nicht nur mit der Aufarbeitung der populären klassischen Literatur aufhielt, sondern auch die Pop-Musikwelt mit dem Willen zum Wumms durch die blechmusikalische Linse betrachtet, gibt es kaum etwas, was die "Men in Blech" nicht durch ihre Hörner jagen würden: Strauss' "Also sprach Zarathustra" und Händel-Arien, Wagners Walkürenritt über feurigem Salsa-Groove, Verdis unsterblicher Triumphmarsch auf sechs Gartenschläuchen, "Tiger Rag" oder "Trumpet Blues" und "We Are The Champions" der Rockgruppe Queen, E und U, die Stile überhaupt lösen sich hier auf.

Bislang neun CDs und eine DVD begleiten die Karriere des Ensembles, 2009 kamen noch der Bayerische Kulturpreis dazu und die Auszeichnung "München leuchtet" für besondere Verdienste um die Stadt. Hier können die Posaunen ihr Musikerleben in vollen Zügen genießen, die Trompeter die Klappen klappern und Tuba, Euphonium und Horn die Ventile trillern lassen, während der "Master of Ceremony" Bob Ross als dirigierender Irrwisch auf der Bühne herumtobt.

Auch das "etwas andere" Neujahrskonzert in der Laeiszhalle am 6. Januar wird Triolen mit Kapriolen bieten, schnelle Läufe und Gartenschläuche, Eskapaden und Scharaden, feinste Blechblaskultur mit Schabernack auffahren - fast folgerichtig schon, dass das Ensemble den Namen seiner Internetdomain vor zwei Jahren einem Schrotthändler für viel Geld abkaufte.

Aber das holen die zwölf locker wieder rein, denn wie befand einst George Bernard Shaw? Das Schädliche am Blechgebläse sei, dass das Spiel die Lungen der Ausführenden stärke und deren Leben somit verlängere. Blechschaden kann also noch mit einer langen Karriere rechnen.

Auch wenn der vom Ensemble lautmalerisch unterstützte SV Unterhaching die Bundesliga verlassen hat - die zwölf Münchner spielen allemal in der ersten Liga der Blechbläserensembles.

"Blechschaden - Das etwas andere Weihnachtskonzert" 23.12., 15.00, Laeiszhalle

"Blechschaden - Das etwas andere Neujahrskonzert" 6.1.2013, 16.00, Laeiszhalle

Karten zu jeweils 35,- bis 55,- unter T. 01805/44 70 (bundesweit zum Ortstarif, max. 42 Cent pro Minute aus Mobilfunknetzen) oder 30 30 98 98