Bei einem neuen Format stellen die Hamburger Symphoniker und ihr Dirigent jeweils ein Werk vor

"Wer das Konzert erhalten will, muss es verändern." Dieser Satz des Musikwissenschaftlers Martin Tröndle wird immer mehr zum Mantra aufgeweckter Programmgestalter auch von etablierten Orchestern, die sich Sorgen um ihr Publikum von morgen machen. Das neue Konzertformat "Auf eine Stunde", das die Hamburger Symphoniker in der Vorweihnachtszeit erstmals anbieten, soll den geneigten Zuhörern künftig das vertiefte Verständnis eines Werks eröffnen, das dann am darauffolgenden Tag im regulären Symphoniekonzert aufgeführt wird. Dass es sich hierbei um die Variation eines Konzeptes handelt, das etwa das Ensemble Resonanz mit seiner "Hörprobe" schon seit vielen Jahren erfolgreich praktiziert, spricht nicht gegen das neue musikalische Symphoniker-Stundenglas; man muss das Rad ja nicht jedes Mal neu erfinden.

Chefdirigent Jeffrey Tate wird am 1. Dezember in einem moderierten Konzert auf die vielfältigen Besonderheiten von Belá Bartóks "Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta" eingehen, ehe das Stück dann am folgenden Sonntag neben anderen Schlüsselwerken seiner Zeit erklingt - Mozarts Sinfonie Nr. 34 C-Dur, Bartóks Klavierkonzert Nr. 3 mit Ohad Ben-Ari als Solist und Haydns Divertimento Hob II:7. Wie inspirierend Tate über Musik sprechen kann, haben Zuschauer seiner auch im Internet übertragenen öffentlichen Proben mit den Symphonikern schon in der Vergangenheit erleben dürfen.

Mitte Januar wiederholt sich das Stunden-Spiel mit einem anderen Protagonisten und einem anderen Stück: Die Aufgabe, nicht nur das Orchester zu bändigen, sondern auch das Publikum zu fesseln, übernimmt bei "Auf eine Stunde" am 19. Januar der aus La Rochelle in Frankreich stammende Dirigent Franck Ollu. Der begann seine Karriere in Deutschland als Hornist beim Ensemble Modern, das er als einer seiner Dirigenten inzwischen häufig leitet. Ollu stellt das Stück "Ma mère l'oye" vor, das Maurice Ravel ursprünglich für zwei Klaviere schrieb und später orchestrierte.

Im 5. Symphoniekonzert am Sonntag dreht sich dann alles um "Fernweh". Zu Ravels Gänsemär gesellt sich mit György Ligetis "Lontano" ein Klassiker der Moderne. Ravels Zigeunerfantasie "Tzigane" und Béla Bartóks Violinkonzert Nr. 2, dessen Solopart Valerij Sokolov spielt, sollen das Ihre zur Klang gewordenen Sehnsucht nach dem Anderswo beitragen.

4. Symphoniekonzert: 2.12., 5. Symphoniekonzert: 20.1.2013, "Auf eine Stunde": 1.12. und 19.1.2013.

Alle Veranstaltungen 19.00, Laeiszhalle. Karten zu 18,- ("Auf eine Stunde") bzw. 8,- bis 42,- unter T. 44 02 98