Vivica Genaux gibt ihr Hamburg-Debüt mit Rossinis “Cenerentola“

Auf Rossini abonniert zu sein ist nicht das Schlechteste, was einer Koloratur-Mezzosopranistin passieren kann. Für Vivica Genaux, in Alaska als Tochter eines Biochemie-Professors und einer Sprachlehrerin geboren, begann der Weg auf die Opernbühnen der großen weiten Welt jenseits von Fairbanks mit einigen Bravourrollen aus Rossinis Werkkatalog.

Als mit diesen vokalen Visitenkarten klar war, was und wie viel sie konnte, kamen Barock-Opern als zweites Spielbein hinzu: Händel, dessen Karriere in Hamburg begann, der in Bergedorf geborene Hasse beispielsweise, und zuletzt eine Koloratur-Feuerwerks-CD mit Vivaldi-Arien sowie eine All-Star-Aufnahme von dessen Opern-Rarität "Ercole sul Termodonte" unter anderem mit Rolando Villazón, Joyce DiDonato, Philippe Jaroussky und Diana Damrau.

Die Titelrolle in Rossinis "La Cenerentola" jedoch dürfte Genaux mittlerweile auch rückwärts hinbekommen, wenn man sie mitten in der Nacht weckt, denn sie hat diese Partie schon an knapp zwei Dutzend Opernhäusern gesungen, von Dresden über Israel bis Japan. Nun also endlich das Debüt in Hamburg.

Auch wenn die Vertonung des Aschenputtel-Märchens Welten vom Barock entfernt ist, die hiesige Version des frankokanadischen Inszenierungs-Duos André Barbe und Renaud Doucet spielt mit dem verspielten Pomp. Sie erinnert mit mächtigem Augenzwinkern an die Kostümierungs-Überdosen und den Hang zur Künstlichkeit. Die herzensgute Heldin wird als Büromaus auf ihr Schicksal losgelassen, das Ambiente ist eine heftig überdrehte Boulevard-Mischung aus Langs "Metropolis", Zeichentrick-Tumult und Retro-Science-Fiction. Der Prinz ist Held einer Castingshow, es gibt Rollschuh-Ballette und Showtreppen. So ziemlich alles, was das Herz begehrt, also, wenn man Dezenz auf einer Opernbühne für Schwäche hält. Und mittendrin: Vivica Genaux als koloratursprühende leading lady.

"La Cenerentola" 22.1. und 24.1.2013, 19.00, 27.1., 16.00., 30.1., 19.00. Staatsoper. Karten von 4,- bis 89,- unter T. 35 68 68