Als Auftakt des Wagner-Jubiläums dirigiert Simone Young den “Rienzi“ in einer konzertanten Fassung

Fünf Akte, gut sechs Stunden Spieldauer bei der Premiere. Mit seiner Oper "Rienzi, der Letzte der Tribunen" machte der junge, brennend ehrgeizige Richard Wagner keine halben Sachen. Die Geschichte über einen römischen Volkstribun, der das Gute für seine Mitbürger wollte und sich damit viele Probleme schaffte, fand er in einem Historienroman, dessen Inhalt er sich passend zurechtbog.

"Rienzi sollte im vollen Sinne des Wortes Held sein, ein hochbegeisterter Schwärmer, der wie ein blitzender Lichtstrahl unter einem tiefgesunkenen, entarteten Volk erschien, welches zu erleuchten und emporzuheben er sich berufen hielt", notierte Wagner 1841 über seine erste Erlöser-Figuren. Und angesichts der finalen Brandkatastrophe wittert der fortgeschrittene Wagnerianer sogar schon einen Hauch von "Götterdämmerung".

Vieles am "Rienzi" erinnert an die klassischen Wagner-Erfolgszutaten, vor allem aber ist er eine Fingerübung mit geborgten Stilmitteln. Eindeutiges Vorbild waren die Publikumsrenner der Grand Opéra mit ihren dramatischen Kontrasten, der Effektverliebtheit und den pompösen Chorpassagen.

Obwohl die Uraufführung dieses Stücks ein voller Erfolg für den Komponisten wurde und wohl auch ein Grund dafür war, ihn wenige Monate später zum Königlich Sächsischen Hofkapellmeister zu berufen - dem "Rienzi" war kein Dauerplatz neben den "regulären" Bühnenwerken vergönnt. Die Notwehr-Idee, den dicken Brocken in zwei Teile, "Rienzis Größe" und "Rienzis Fall", zu portionieren, scheiterte am Widerstand des Publikums gegen das doppelte Abkassieren. Einzig die Ouvertüre schaffte es in die Best-of-Wagner-Hitliste.

Sehr selten aufgeführt wird "Rienzi" nach wie vor, und wenn, dann deutlich gestrafft, um den Leerlauf und das überbordende Pathos in den Griff zu bekommen, von dem sich Wagner bei den späteren Opern verabschiedete (ohne deshalb zwangsläufig kürzere zu schreiben).

Auch Wagner selbst kanzelte sein Frühwerk, das ihn an die missgönnten Erfolge seines hassgeliebten Vorbilds Meyerbeer und die eigenen Pariser "Hungerjahre" erinnerte, als "Jugendsünde" und "Schreihals" ab. Er schrieb, dass er "dieses Ungetüm nicht liebe" - wohl auch, weil es ihn zu sehr an seine Meyerbeer-Bewunderung erinnerte. Das war eine Meinung, die Adolf Hitler so gar nicht teilen mochte. Er verehrte diese Wagner-Oper ganz besonders, als Halbwüchsiger hatte er das Stück in Linz gesehen und diesen Moment mit "In jener Stunde begann es!" umschrieben. Ein in vielerlei Hinsicht problematisches Werk also - und eine Herausforderung für die Hamburgische Staatsoper, die mit dem Stück in das Wagner-Jahr 2013 startet und sich dem "Wagner-Wahn" hingibt.

Zum 200. Geburtstag des Gesamtkunstwerkers geht das Haus nämlich in die Vollen und präsentiert die zehn großen Bühnenwerke, die allesamt im Repertoirebestand sind, auf der Bühne an der Dammtorstraße. Der "Rienzi" jedoch ist der konzertante Auftakt, an drei Abenden in der Laeiszhalle dirigiert Generalmusikdirektorin Simone Young eine zeitlich überschaubare Version. Die Titelpartie übernimmt Andreas Schager, Rienzis Schwester Irene wird von Ricarda Merbeth gesungen.

Als Frühwerk ist der "Rienzi" sicher nicht Wagners stärkste Oper. Auf jeden Fall aber eine, die nicht nur ignoriert werden darf.

Termine : 13.1., 18.00, 16.1./18.1., 19.00. Laeiszhalle. Karten von 4,- bis 119,- unter T. 35 68 68. Weitere Informationen: www.hamburgische-staatsoper.de