Sebastian Matthias untersucht Bewegung und Musik

In der Renaissance diente der Tanz noch nicht dazu, menschliche Affekte zu betonen und ästhetisch zu repräsentieren, sondern war als Gesellschaftstanz am Hof angesiedelt. In seinem neuen Abend "Dansereye" bezieht sich der Tänzer und Choreograf Sebastian Matthias auf ebendiese Tradition. Gemeinsam mit dem Komponisten Michael Wolters untersucht er den Dialog zwischen Musik und Tanz in Rückbesinnung auf bestimmte Tänze der Renaissance wie etwa Allemande, Pavanne oder Gaillard.

Matthias, 2010 Residenzchoreograf im K3 - Zentrum für Choreografie auf Kampnagel, gilt als einer der talentiertesten Nachwuchschoreografen seiner Generation. Nach seiner Ausbildung an der Juillard School in New York tanzte er am Nürnberger Staatstheater und beim Hubbard Street Dance Chicago, später studierte er Tanzwissenschaft in Berlin. Für "Tremor" erhielt er 2011 den Jurypreis der Sophiensaele beim Festival "100 Grad Berlin". Tänzerische Bewegung denkt er mit Elementen aus der Bildenden Kunst in einer tiefen Auseinandersetzung zusammen.

Nach eigener Aussage sucht Sebastian Matthias im Tanz nicht nach Bildern oder Erzählungen, sondern nach "Spannungsverhältnissen im Körper, um frequenzähnliche Bewegungseindrücke" zu erzeugen. Seine Bewegungsfolgen sind stark vom Bauhaus geprägt. So wie dort zwischen Form und Farbe unterschieden wird, nimmt Matthias eine Trennung vor zwischen Materialität, Zeitlichkeit, Räumlichkeit und Kraft. In "Dansereye" sucht Matthias nach einem Dialog zwischen Musik und Tanz auf Augenhöhe.

Sebastian Matthias: "Dansereye" 16.1.2013, Kampnagel. Karten zu 12,- unter T. 27 09 49 49