Die Musikhochschule feiert den 150. Geburtstag des Komponisten

Claude Debussys 150. Geburtstag am 22. August ist den deutschen Konzertveranstaltern erstaunlich wenige programmatische Ehrungen wert gewesen. Die Hochschule für Musik und Theater immerhin widmet dem bedeutenden französischen Komponisten im Dezember ein mehrtägiges Festival, das Debussys Klaviermusik aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten und in Bezug zu Werken seiner komponierenden Kollegen setzen soll. Stepan Simonian, seines Zeichens Meisterschüler von Evgeni Koroliov und mittlerweile selbst Klavierprofessor an seiner Ausbildungsstätte, versammelt an den sechs Tagen Studierende und Lehrende der Hochschule, darunter so prominente Künstler wie die Pianistinnen Anna Vinnitskaya und Lilya Zilberstein sowie die Geigerin Tanja Becker-Bender.

Die Formationen sind so vielfältig wie das Werk des Jubilars: "Vier & acht Hände für Debussy" heißt der vollgriffige Auftaktabend, auf dessen Programm unter anderem der unverwüstliche "Boléro" von Ravel steht (für acht Hände). Doch schon der nächste Abend schlägt buchstäblich ganz andere Saiten an, geht es doch um den Dialog zwischen Cembalo und Klavier. Das Liedforum untersucht mit dem Aufruf "Chants Nouveaux!" Debussy "und die Folgen", gefolgt von zwei Abenden mit Kammermusik für Klavier und Streicher. Und den Schluss macht ein veritabler "Klaviermarathon", der in knapp vier Stunden Debussys Entwicklung abschreitet: von der frühen "Suite bergamasque" bis zu "Les soirs illuminés par l'ardeur du charbon", entstanden 1917, ein Jahr vor seinem Tod.

Eine lohnende Unternehmung. Der Mann, 1862 als Sohn einer komplett unmusikalischen Familie geboren, war ein radikaler Neuerer. Debussys Stil wandelte sich unaufhörlich. "Es gibt keine Theorie: Das Hören genügt", erklärte er schon als Student seinem verdatterten Kompositionslehrer. "Das Vergnügen ist das Gesetz." Wo er es brauchte, warf er überbrachte Regeln von Form und Harmonik leichten Herzens über Bord; er etablierte die Klangfarbe als tragendes Element seiner Musiksprache.

Womöglich liegt es an diesem Farbenreichtum, dass Debussy bis heute so häufig als Klanggeber der malenden Impressionisten apostrophiert wird. So mancher Pianist nutzt dieses Etikett als Vorwand für exzessiven Pedalgebrauch und filmreifes Rubato. Dabei braucht gerade eine so zart gewobene, schillernde Musik ein reflektiertes Verhältnis zu den Gestaltungsmitteln.

Unbenommen bleibt, dass Debussy stark von der Malerei inspiriert wurde. Seine Werktitel zeugen davon: "Images" lauten sie etwa, "En blanc et noir" oder "Poissons d'or". Kein Wunder, dass er häufig in die Programmmusik-Schublade gesteckt wurde. Der Komponist wehrte sich dagegen: "Meine Musik ist keine direkte Nachahmung der Natur, sondern seelische Übertragung."

Debussy-Festival: Vier & Acht Hände für Debussy 11.12., Cembalo & Klavier 12.12., Liedforum: Chants Nouveaux! 13.12., Kammermusik mit Klavier 14.12., Debussy im Kontext 15.12., 200 Finger für Debussy - ein Klaviermarathon 16.12., Alle Konzerte um 20.00 im Forum der Musikhochschule. Eintritt frei