Oldesloerin Charlotte Fischer entdeckte in Vaters Werkstatt ihre Leidenschaft für Holz

Bad Oldesloe. Die Säge frisst sich kreischend in die dicke Baumscheibe. Konzentriert schiebt Charlotte Fischer den natürlichen Werkstoff mit einem Holzstab dem Sägeblatt entgegen. "Das ist mein verlängerter Finger", sagt die Oldesloerin. "Vor der Säge habe ich Respekt."

Ihr Vater ist ein Handwerker vom alten Schlag gewesen, der alles konnte, erzählt sie. Oft hat sie ihm über die Schulter geschaut und irgendwann bat sie ihn dann, ihre kunsthandwerklichen Ideen gemeinsam umzusetzen. Mit Herzen aus Holz haben Vater und Tochter angefangen. Sie lieferte Vorlagen, während er die dekorativen Herzen für Wohnung und Garten sägte.

"Das Naturprodukt Holz mit seinen verschiedenen Maserungen, Tönen und Stärken hat mich schon immer fasziniert", sagt die ehemalige Erzieherin und Mutter von drei erwachsenen Söhnen. Charlotte Fischers Vater starb 2008. Bis dahin hatte sie viel von ihm gelernt und entschloss sich, es selbst zu versuchen. Sie kaufte eine Bandsäge und fing im alten Kuhstall ihres Elternhauses damit an. "Zuerst habe ich viele Fehler gemacht, doch schon bald klappte es immer besser und nun stehe ich fast in jeder freien Minute an der Bandsäge", erzählt die Künstlerin aus Leidenschaft. Zu den allseits beliebten Herzen sind inzwischen Sterne, kleine und große Engel und viele andere schöne Dekorationen für Heim und Garten dazugekommen.

Gern benutzt Charlotte Fischer Holz von Möbelstücken. So brachte ihr etwa einmal eine Frau eine alte Truhe vorbei. Eine andere schenkte ihr Holzplanken von einem Segelboot, das ihr verstorbener Mann selbst gebaut hatte. Als Dankeschön bekam sie von ihr ein kleines Erinnerungsstück zurück, über das die alte Dame sich sehr gefreut hat.

Und viele andere Leute, die um ihre Leidenschaft wissen, versorgen Charlotte Fischer mit Brettern, Holzresten und alten Möbeln für die Weiterverarbeitung. "Holz, das eine Geschichte zu erzählen hat, liebe ich", bekennt die Kunsthandwerkerin.

In der kleinen Werkstatt im Keller des Reihenhauses, das Charlotte Fischer mit ihrem Mann bewohnt, hat sie eine weitere kleine Werkstatt. Dort gibt sie ihren Stücken den letzten Schliff, die Engel bekommen ihre Flügel und die Herzen eine Schleife.

Mit ihrem Mann ist sie oft auf Flohmärkten unterwegs, um zum Beispiel schöne, alte Küchenutensilien, Schlüssel oder andere antike Gegenstände zu erwerben, die zu ihren schönen Holzobjekten passen.

Mittlerweile verarbeitet die Kunsthandwerkerin auch alte Spitzentischdecken oder Leintücher, aus denen sie Herzen, Stoffanhänger und anderes näht. "Die Ideen gehen mir nie aus", sagt sie.

Charlotte Fischers Ideen finden immer mehr Anhänger. Bei Freunden und Bekannten hat es sich längst herumgesprochen, dass es bei ihr schönes Kunsthandwerk gibt.

Doch mittlerweile klingeln an Charlotte Fischers Haustür auch Fremde, die sie gerne in ihre kleine Kunsthandwerk-Ausstellung in den Keller führt.