Wissenschaftler Robi Banerjee modelliert Phasen der Sternwerdung am Computer

Geht ein neuer Stern auf im unendlichen Universum, hat Robi Banerjee, 44, an seinem Computer in der Sternwarte Bergedorf jedes Detail seiner Entstehung im Blick: von der ersten Kompression kosmischer Staubmassen und molekularer Gaswolken über ihre immer stärkere Verdichtung bis zum Kollaps. "Wenn das Gebilde unter seinem eigenen Gewicht implodiert, erleben wir die Geburtsstunde eines neuen Sterns", sagt Banerjee.

Rund drei bis fünf neue Sterne in unserer Milchstraße erblicken auf diese Weise pro Jahr das Licht der Welt, während andere verenden. Banerjee bezeugt damit den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen im galaktischen Kosmos. Es klingt fast poetisch, wenn er sagt: "Neue Himmelskörper entstehen aus dem Gas und dem Staub sterbender Sterne." Dank modernster Teleskope sei es heute möglich "tief in diese für das optische Licht undurchdringlichen Gaswolken zu blicken und so die Entstehung neuer Planeten im Detail mitzuverfolgen".

Um diesen, wie er sagt, "komplexen physikalischen und chemischen Prozess" wissenschaftlich zu untersuchen, "modelliert" der Wissenschaftler die einzelnen Phasen der "Sternwerdung" am Computer. Diese Simulationen, vergleichbar mit den Rechnungen der Klimavorhersagen, seien laut Banerjee "so aufwendig", dass sie nur auf sogenannten "Supercomputern durchgeführt werden können" . So messen Megarechner wie das Hochleistungsrechenzentrum Nord (HLRN) oder das Forschungszentrum Jülich (NIC) den Einfluss einzelner physikalischer Prozesse im All auf die Entstehung neuer Planeten. "Diese theoretischen Ergebnisse gleichen wir parallel mit sogenannten ,Beobachtungsdaten' der größten Weltraumteleskope wie ,Herschel' ab", sagt der Wissenschaftler.

Robi Banerjee hat seinen "Traumberuf" gefunden. Aus dem Fenster seines Büros überblickt er den weitläufigen Park der vor 100 Jahren in Bergedorf angesiedelten Hamburger Sternwarte zu den historischen Teleskop-Gebäuden. "Der Anblick der historischen Teleskope und Geräte weckt in mir vor allem Respekt und Bewunderung für die Leistungen der Astronomen und Ingenieure der letzten Jahrhunderte", sagt er. Heute wird an der Hamburger Sternwarte, die seit 1968 als eigenständiges Institut dem Fachbereich Physik der Universität Hamburg zugeordnet ist, modernste Forschung betrieben.

Schon früh hat den gebürtigen Nürnberger das Geschehen am Himmel fasziniert. Nach dem Abitur nimmt der Sohn eines Inders und einer Niederbayerin in Hamburg das Physikstudium auf. Nach dem Vordiplom allerdings zieht es ihn zurück nach Nürnberg, wo er sein Diplom im Fachgebiet der theoretischen Teilchenphysik 1996 abschließt.

Seine nächste Karrierestation am Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching bringt ihn den Sternen einen entscheidenden Schritt näher: Hier promoviert er nach Jahren intensiver Forschung 1999 im Fach Kosmologie über die Entwicklung kosmischer Magnetfelder. Im Jahr 2002 tritt Banerjee an der McMaster University der kanadischen Stadt Hamilton eine Post-Doc-Stelle an und findet mit der "Sternentstehung" sein Lebensthema in der Forschung. Besonders faszinierend sei die "Dynamik" des Faches aufgrund neuer Hightech-Messmethoden: "Die neuen Hochleistungs-Teleskope liefern uns beispiellose Details aus Sternentstehungsregionen." 2010 bekommt Banerjee, der seit 2006 an der Universität Heidelberg eine Post-Doc-Stelle innehat, den Ruf aus Hamburg. Mit der Professur in seiner Lieblingsstadt, die er im Mai 2011 antritt, habe er beruflich wie auch privat "einen Sechser im Lotto" gewonnen.