Das verbindende kulturelle Element auf der Distanz von 6000 Kilometer Luftlinie ist schlicht und einfach der Kaffee. Und den besten, sagt Gidena Merfin, den gibt es bei einer großen Hamburger Kaffeehauskette, die den Namen eines französischen Schriftstellers trägt. Der 31-jährige Gidena freut sich über diese subtile Verkettung kultureller Elemente. Er hat ein gutes Gespür für sie entwickelt, denn Gidena Merfin hat sie zu seiner Profession gemacht.

Als der 31-Jährige vergangenes Jahr aus Äthiopien nach Deutschland reiste, war es ein Projekt, das ihn lockte: "Manuscripte Culture" heißt es. Die Universität Hamburg will Grundlagenforschung betreiben und die Gemeinsamkeiten früher Manuskripte aus dem europäischen, afrikanischen und dem asiatischen Raum erforschen. Als Gidena in Äthiopien davon erfuhr, war der studierte Philologe sofort begeistert. Er ahnte noch nicht, dass die verbindenden Elemente in den historischen Papieren wesentlich leichter zu finden sein würden als die in der deutschen Realität. "Deutschland, das ist eine andere Welt", sagt er und staunt noch immer ein wenig darüber. Er hat versucht, sich diese Welt zu erschließen, hat lange im Internet recherchiert. Geklappt hat das nur bedingt. Es sind vor allem die Unterschiede in der Mentalität, die ihn faszinieren. "Die Deutschen", sagt Gidena, "sind wahnsinnig gut organisiert." Natürlich sei das nicht ohne Wirkung auf ihn geblieben. Ein bisschen mehr Routine, das nahm er sich irgendwann auch vor. Seitdem holt er sich jetzt regelmäßig seinen Kaffee bei der Kette mit dem französischen Namenspatron. Und vollzieht so zumindest ein kleines bisschen interkulturelle Praxis im Alltag.