Der Reiz des Fremden fiel Pablo Quevedo zu seinem neunten Geburtstag in Form einer deutschen Schlager-CD in die Hände. Verstehen konnte der junge Bolivianer die Musik zwar nicht, dennoch übte sie eine gewisse Faszination auf ihn aus. Der Klang der Ferne, verpackt in fröhliche Wohlfühlmelodien. "Ich dachte damals, das wäre die angesagte Musik aus Europa. So was wie Hip-Hop", sagt Pablo und lacht. Sein Verhältnis zum Schlager ist schon etwas abgekühlt. Seine Liebe zur deutschen Kultur dafür umso größer. Die CD bekam er von einer Verwandten geschenkt. Sie weckte in ihm die Sehnsucht nach dem Fremden.

Der Traum, irgendwann ins Ausland zu gehen, war geboren. Er passte in das Leben des Pablo Quevedo, der bereits mit zwei Jahren Pfadfinder wurde. Er begann schon früh, seine Welt zu erkunden. Doch was er entdeckte, war nur das Gefühl, dass sie viel größer sein müsste, viel grenzenloser als seine Heimat es tatsächlich ist. Er wollte diese Grenzen überwinden. Am 11. September 2003 verließ er Bolivien und kam nach Deutschland, das Land, das er als kleiner Junge über Schlagerrhythmen kennenlernte. Er wollte hier studieren, schwankte zwischen Medizin und Erziehungswissenschaften und entschied sich für eine pragmatische Lösung.

"Ich bin Realist," sagt Pablo. "Meine Stärke ist es, Wissen zu vermitteln." Er entschied sich für die Erziehungswissenschaft auf Lehramt. Wo es ihn nach seinem Studium hinzieht, das weiß er noch nicht. Aber das Wissen, was er den Kindern vermittelt, so hofft er, soll auch in ihnen die Neugier erwecken. Die Neugier auf das Fremde, dessen Reiz den 28-Jährigen heute jede Grenze überwinden lässt.