Stellvertretend für Hamburg mag das nicht sein, aber dass der Reiz der Hansestadt für Ibrahim Nioya ausgerechnet in den Regal füllenden Anreihungen vergilbter Bücherseiten im Institut für Afrikanistik liegt, das ist dann zumindest konsequent. Der Weg aus Kamerun nach Hamburg führte den 32-jährigen Studenten der African Linguistics nämlich über einen Mangel. Den Mangel an Büchern. Gerade hatte er an seiner alten Uni einen ersten Abschluss im Fachbereich Sprachwissenschaft gemacht, da merkte er, wie wenige Bücher ihm zur Verfügung stehen. "Die modernsten Bände zu meinem Forschungsgebiet", erinnert sich Nioya, "stammten irgendwann aus den 1990ern."

Als er von der Möglichkeit eines Stipendiums in Hamburg hörte, bewarb er sich sofort. Was er hier fand, war allerdings mehr als nur die begehrte Anzahl der neuesten Publikationen. "Es war ein Schock", lacht er. "Wirklich, es ist einfach alles, alles anders hier." Besonders fiel ihm die Offenheit der Menschen im Vergleich zu Kamerun auf. "Dass sich Pärchen öffentlich küssen, im Bus, auf der Straße, das kannte ich so nicht." Ibrahim möchte das Wissen, welches er im Gastland gewonnen hat, in sein Heimatland zurücknehmen. Aber nicht nur das akademische Wissen hat einen Einfluss auf Ibrahim gehabt. "Ich habe mich als Mensch verändert, habe meinen Horizont bereits in der kurzen Zeit enorm erweitert." Intellektuell und kulturell. Eine Eigenschaft, die er bereits abgelegt hat: "In Kamerun habe ich Gott für alles gedankt. In Deutschland sagte man mir irgendwann, dass ich meinen Glauben nicht so offensiv nach außen tragen soll." Seitdem dankt er Gott, wie Ibrahim sagt, im Stillen.