Sie hinterließen Spuren auf dem Reiterdenkmal in Berlin und sind Romanhelden von Karl May

Wedel. Vor 800 Jahren wurde der Name Wedel erstmalig in einem erhaltenen Dokument erwähnt. Aus diesem Grund feiert die gleichnamige Stadt an der Elbe in diesem Jahr so ausgiebig ihren runden Geburtstag. Vor 800 Jahren finden sich auch die ersten Spuren der Adelsfamilie von Wedel. Die Brüder Heinricus, Hasso und Reimbernus de Wedele herrschten über den Landstrich. Lokalhistoriker Günther Bock aus Großhansdorf vermutet aufgrund seiner Forschungsergebnisse, dass die von Wedel Bastard-Nachkommen der Ritter von Barmstede und der Grafen von Hamburg waren.

Klar ist, dass sie nicht nur über die Länderreihen westlich von Hamburg sondern auch weit im Norden herrschten. Auf die ihnen zugebilligte Rechtshoheit weist auch das Familienwappen hin. Dort findet sich unter anderem ein achtspeichiges Richtrad mit 16-bogigen Klingen. Auf wen der Mannesrumpf hindeuten soll, ist nicht bekannt.

Ihren Namen erhielt die Familie durch den Ort, an dem sie lebten. Wedel kommt vom altsächsischen Wort "Wadil" und steht für "Furt". Diese Furt ist die Querung des Ochsenweges durch die Niederungen der Wedeler Au. Hier machten die Reisenden in einer Gastwirtschaft halt. Einige blieben und siedelten sich an. Hier herrschten vor 800 Jahren eben die Herren der Furt.

Ein Zweig der Familie zog im Zuge der Ostbesiedlung einige Jahrzehnte später nach Hinterpommern und ist dort seit dem Jahr 1245 nachweisbar. Der im Stormarner Raum um Hamburg verbleibende Teil der Familie ist im 14. Jahrhundert ausgestorben. Dagegen blühte der hinterpommersche Zweig auf. Es bildeten sich im 17. Jahrhundert bis heute Familienlinien in Dänemark, Norwegen und Ostfriesland. Durch Flucht und Vertreibung nach Kriegsende 1945 verlor der hinterpommersche und mitteldeutsche Zweig seine Heimat und fand in Westdeutschland und in anderen Teilen der Welt ein neues Zuhause.

Die zahlreichen Nachkommen der Wedeler Furtherren haben ihre Spuren hinterlassen, die sich noch heute finden lassen. Zum Beispiel auf dem Denkmal des "alten Fritz" in Berlin. Kriegsminister Carl Heinrich von Wedel wird auf Ehrentafel am Reiterstandbild Friedrichs des Großen, das auf dem Mittelstreifen der Straße Unter den Linden steht, erwähnt. Die von Wedels inspirierten auch Karl May. Der Schriftsteller verewigte einen von ihnen in seinem Roman "Ritter und Rebellen: Historische Erzählungen". Dort spielt Henning von Wedel einen von drei Romanhelden.

Rebellisch waren auch Carl und Albert von Wedell, die um 1809 gegen den französischen König Napoleon Bonaparte aufbegehrten. Die beiden gehörten den elf schillschen Offizieren an, einem Freikorp, der sich gegen die französische Besatzung Preußens wehrte. Die elf Offiziere wurden nach der Niederlage verurteilt und erschossen.

Die legendenartige Überlieferung berichtet davon, dass die preußischen Offiziere selbst den Befehl zum Schießen gaben. Albert von Wedell soll dabei nur an der Schulter getroffen worden sein und die Franzosen dafür verhöhnt haben. Diese Geschichte bot später Stoff für Bilder, Filme und Bücher.

Im ersten Weltkrieg wurde diese Erzählung wieder hervorgekramt, auf Hunderten von Feldpostkarten findet sich das Motiv der Erschießung. Auch während der Herrschaft das Nationalsozialisten diente die Geschichte dem Propaganda-Apparat.

Dass die Familie nicht immer ihre Wedeler Urwurzeln kannte, beweist übrigens ein Reisebericht aus dem Archiv der von Wedels. Im 16. Jahrhundert streifte ein Verwandter den Heimatort, vermerkte ihn in seiner Chronik fälschlicherweise als Stadt "Weel". Den Bezug zu seinem eigenen Namen kannte er augenscheinlich nicht. Erst 1856 rückte die Familie, die damals im Besitz von riesigen Ländereien war, notgedrungen wieder enger zusammen. Die bekamen ein Sitz im Preußischen Herrenhaus verliehen. Um ihr Interessen gemeinsam zu vertreten und sich abzustimmen, trafen sie sich regelmäßig. Das war der Ursprung der Familientage, an die die von Wedels vor mehr als zehn Jahren wieder anknüpften. In Kontakt bleibt die weitverzweigte Familie heute über ein Internetportal.

Wer noch mehr erfahren möchte: Am Donnerstag, 4. Oktober, hält Henning von Wedel in der Seniorenwohnanlage am Kirchstieg 9 einen Vortrag. Beginn ist um 16 Uhr. Der Einritt ist frei.