Schüler des Rist-Gymnasiums beteiligen sich seit drei Jahren an der weltweiten “Red-Hand“-Aktion. In Pinneberg ließen sich 34 Politiker spontan die Hand rot anmalen

Wedel/Pinneberg. Das war eine recht farbenfrohe und außergewöhnliche Aktion, die sich da vor der jüngsten Kreistagssitzung im Pinneberger Ratssaal abgespielt hat. Eine Handvoll Schüler des Johann-Rist-Gymnasiums in Wedel hatten Farbtuben, Rollen und Schalen mitgebracht. Damit sollten nicht etwa die Abgeordneten mit politischen Graffiti-Sprüchen für jugendpolitische Kreisthemen erwärmt werden. Vielmehr forderten die Schüler des achten und neunten Jahrgangs von den Kreistagsmitgliedern Handabdrücke ein. Die Gymnasiasten aus Wedel engagieren sich seit drei Jahren für die Aktion "Red Hand". Seit zehn Jahren sammeln weltweit zahlreiche Friedensorganisationen, Kirchengemeinden und engagierte Menschen "rote Hände gegen Kindersoldaten". 370 000 dieser roten Handabdrücke seien seitdem aus 50 Ländern zusammengekommen, sagt Religionslehrerin Beate Sydow, die mit ihren Schülern aus Wedel 300 Handabdrücke dazu beigetragen hat.

Mittwochabend kamen in Pinneberg 34 weitere hinzu. Zwei Drittel der Kreistagsabgeordneten mussten nicht lange gebeten werden. Sie ließen sich die Hände mit roter Farbe einschmieren und verewigten sich auf einem weißen Stück Papier. Einer von ihnen war der Grünen-Abgeordnete Helmuth Kruse aus Moorrege. "Dies ist ein sehr wichtiges Thema, bei dem man einfach mitmachen muss", sagte er. "Wir alle müssen dazu beitragen, dass Kinder nicht mehr für Kriege als Soldaten missbraucht werden."

Weltweit gebe es heute noch etwa 300 000 Kindersoldaten, sagt Lehrerin Beate Sydow. "Der Einsatz im Krieg prägt diese Kinder für ihr ganzes Leben. Sie werden traumatisiert, müssen ihr Leben lang mit Albträumen fertig werden, leiden erheblich darunter." Mit ihren Schülern ist Beate Sydow nach Berlin gefahren und hat dort Ishmael Beah getroffen, der in seiner Jugendzeit in den 1990er Jahren zum Kindersoldaten für Sierra Leone im Kongo eingesetzt wurde. Dieser habe dieses traumatische Erlebnis verarbeitet, indem er ein Buch darüber geschrieben habe. Seine dramatischen Erzählungen und die positive Einstellung hätten ihre Schüler sehr beeindruckt, sagt Beate Sydow. Die im Pinneberger Rathaus gesammelten Rote-Hände-Werke bleiben dort aber nicht hängen. Über die Bundestagsabgeordneten aus dem Kreis Pinneberg würden sie zum Bundesaußenminister gelangen, der sie dann nach New York ins Hauptquartier der Vereinten Nationen bringen werde, sagte Lehrerin Sydow. Das enttäuschte Kreispräsident Burkhard E. Tiemann. "Ich hatte gedacht, dass ich sie nach New York bringen könnte."

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