Uwe Timm und Ingo Schulze diskutieren über die Krise

Uwe Timm, dem 1940 in Hamburg geborene Erzähler, ist es bei der 4. Auflage des Harbour Front Festivals vorbehalten, gleich zwei Mal vor das Publikum zu treten. Auf der Abschlussgala im Museum für Hamburgische Geschichte (22.9., 20 Uhr) wird der Chronist der Studentenrevolte ("Kerbels Flucht", "Heißer Sommer") und kulinarische Spurensucher ("Die Entdeckung der Currywurst") aus seinem bislang letzten Buch "Freitisch" lesen.

Einen Tag vorher trifft sich der langgediente Autor mit einem vielbeachteten Kollegen zum Zwiegespräch - ebenfalls in dem Museum am Holstenwall: mit Ingo Schulze, der einer der wichtigsten Vertreter seiner Autorengeneration ist. Schulze, geboren 1962 in Dresden, ist ein Romancier von Rang, sein Roman "Neue Leben" ist ein großes Buch, das von der Wende erzählt.

Beide, Uwe Timm und Ingo Schulze, haben in den vergangenen beiden Jahrzehnten die Berliner Republik kritisch begleitet, wobei Timms Blick immer eher zurück ging: Das Schlüsselereignis seiner literarischen Helden, um das sich ihr späteres Erleben dreht, ist 1968. Eingebettet ist die Vergangenheit aber immer in eine kritisch verhandelte Gegenwart, in der alte Werte (wie im furiosen Roman "Rot") weiter leben, auch wenn das große Ziel schon lange begraben wurde.

Die Gegenwart ist übrigens ein Zustand, von dem Timm sagt: "Einst prägte der Militarismus das Denken und Handeln in Deutschland. Heute brutalisiert ein uniformer Ökonomie-Jargon den öffentlichen Diskurs." Kapitalismusskeptisch ist auch Schulze. Unlängst ist sein Essayband "Unsere schönen neuen Kleider" erschienen, der im Untertitel recht eindeutig ist: "Gegen eine marktkonforme Demokratie - für demokratiekonforme Märkte".

Verfasst hat Schulze seine Gedanken unter dem Eindruck der Finanz- und Wirtschaftskrise. Wie sehen Timm und Schulze unsere heutige Welt? Welche Chancen geben sie dem Kapitalismus? Welche Rolle spielen Intellektuelle in der beschleunigten Mediengesellschaft? Stephan Lohr (NDR) moderiert eine Veranstaltung, die aufschlussreich zu werden verspricht.

Uwe Timm & Ingo Schulze 21.9., 20 Uhr, Museum für Hamburgische Geschichte. Tickets für 10Euro unter T. 30 30 98 98.