Daniel Woodrell und andere starke Krimiautoren lesen

Die US-amerikanische Kriminalliteratur glänzt momentan vor allem mit drei Autoren: Don Winslow, James Sallis - und Daniel Woodrell. Spätestens seit seinem Roman "Winters Knochen", von Debra Granik kongenial verfilmt, ist Woodrell auch in Deutschland zu einem Begriff für große Kriminalliteratur geworden.

"Der Tod von Sweet Mister" heißt Woodrells großartiger aktueller Roman, in dem er anhand einer Familiengeschichte vom Schicksal eines Jungen erzählt, der, hin- und hergerissen zwischen seiner sich die Welt schön trinkenden Mutter und seinem gewalttätigen Vater, allzu früh in die Abgründe des Lebens schauen muss.

Wohnt schon dieser Geschichte eine ungeheure Wucht inne, so erhält sie durch Woodrells Stil und Sprache eine weitere Dimension: Wie in "Winters Knochen" erzählt der Amerikaner auch hier in einer glasklaren Prosa, mal lakonisch, mal mit bildhafter Präzision, nie ein Wort zuviel, immer auf jenen dramaturgischen Punkt zielend, der die Handlung vorantreibt, unerbittlich auf das Ende hin, das eine Lösung bietet, Erlösung nicht. Mit Daniel Woodrell hat die kriminalliterarische Sparte des Harbour Front Festivals gewiss ein Highlight vorzuweisen, aber es gibt noch weit mehr zu entdecken.

Da ist etwa die Bielefelder Autorin Mechtild Borrmann, die in diesem Jahr für "Wer das Schweigen bricht" mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet worden ist. Sie wird ihren neuen Roman "Der Geiger" vorstellen, der in das Nachkriegs-Russland entführt. Dort, im Moskau des Jahres 1948, wird der gefeierte Geiger Ilja Grenko des Landesverrats beschuldigt und ins Arbeitslager verbannt. Seine Frau bleibt in dem Glauben zurück, er habe das Land verlassen. Ein weiterer starker deutscher Autor ist Bernhard Jaumann, der aus seinem in Namibia (dort lebt Jaumann teilweise) spielenden Politthriller "Steinland" lesen wird. Ein Farmer wird tot neben einem Bohrloch aufgefunden, offenbar von einer Bande erschossen, was jedenfalls seine Frau behauptet. Warum aber haben die Täter auch noch den Sohn des Farmers entführt?

Wenn es einen Autor gibt, der zurzeit über Krisen schreiben kann, dann ist es der Grieche Petros Markaris. "Zahltag" ist der bezeichnende Titel des zweiten Teils von Markaris' Trilogie über das krisengebeutelte Land. Aktueller kann ein Kriminalroman kaum sein, und Petros Markaris hat mit seinem Ermittler Kostas Charitos eine charismatische Figur geschaffen.

Daniel Woodrell 12.9., 19.15 Uhr, MS "Bleichen", Eintr. 14 Euro

Mechtild Borrmann 14.9., 19.15 Uhr, MS "Bleichen", Eintr. 14 Euro

Bernhard Jaumann 17.9., 20 Uhr, St.-Pauli-Kirche, Eintr. 12 Euro

Petros Markaris 18.9., 20 Uhr, Imperial-Theater, Eintr. 14 Euro

Johan Theorin (ausverkauft) 13.9., 19.15, MS "Bleichen", Eintr. 14 Euro; T. 30 30 98 98.