Der Kühne-Preis wird zum dritten Mal vergeben

Die Damen und Herren, die im Debütantensalon des Harbour Front Festivals lesen, muss man nicht unbedingt kennen: Sie sind ganz frisch im Literaturbetrieb. Was nicht heißt, dass sie in poetischer Hinsicht grün hinter den Ohren sind. Gerade das erste Buch ist ja oft das Resultat jahrelanger Anstrengungen, die der arme Poet in seiner stickigen Dachkammer unternommen hat, bewehrt mit nichts als einer Kerze, einem Griffel, einer stets vollen Kaffeekanne und einem kleinen Weinvorrat.

Oder so ähnlich. Die Debütanten, die sich in Hamburg vorstellen, entsprechen viel eher dem Bild des modernen Autors, der Brot- und durchaus auch Herzensjobs hat und dann irgendwann auch mal einen Roman schreibt: Die gebürtige Niedersächsin Arezu Weitholz zum Beispiel ist bislang als Songtexterin für Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer, außerdem als Journalistin für etliche überregionale Zeitungen in Erscheinung getreten.

Ihr erster Roman "Wenn die Nacht am stillsten ist" spielt in der Medien- und Musikbranche und handelt von deren Einbrechen in private Strukturen: Ludwig, der Starschreiber eines Hamburger Magazins, ist jedenfalls ein sehr schwieriger Mensch, vom Ehrgeiz zerfressen und liebesunfähig. Zu kaputt für die Kollegin Anna? Sie gerät jedenfalls immer tiefer in die große Ludwig-Verstrickung, am Ende wird der Mann sogar lebensmüde.

Die bekannteste unter den acht Debütanten und Debütantinnen, die sich um den mit 10 000 Euro dotierten Klaus-Michael Kühne-Preis bewerben, ist Olga Grjasnowa. Ihr Roman "Der Russe ist einer, der Birken liebt" sorgte im Frühjahr für Furore, er erzählt von den jungen Menschen der globalisierten Welt, die nirgendwo richtig zu Hause sind, aber alle Freiheiten der Welt haben. Grjasnowa ist für den Deutschen Buchpreis nominiert.

Das hat sie der Konkurrenz in Hamburg voraus. Grämen muss die sich deswegen aber nicht. Die Debütanten erscheinen allesamt bei namhaften Verlagen, und in der Themenwahl sind sie vielfältig: Der 1968 geborene Jan Hellstern erzählt zum Beispiel von einem jungen Mann, der am Ende des zweiten Weltkriegs einem tragischen Familiengeheimnis auf die Spur kommt. Sein Roman "Die Kinder des Bösen" ist ein kleines Rätselspiel, kurzweilig und dramatisch, vor historischer Kulisse.

Die Jury, bestehend aus Stephan Lohr (NDR), Sebastian Hammelehle ("Spiegel Online"), Stephan Draf ("Stern"), Oskar Piegsa ("Zeit Campus") und Thomas Andre (Hamburger Abendblatt), entscheidet nach vier Lese-Abenden mit je zwei Autoren über die Vergabe des Preises. Mit diesem will die Kühne-Stiftung junge Autoren fördern und Karrieren in der Literaturszene anschieben.

Debütantensalon 14.9. (mit Arezu Weitholz und Christoph Leuchter), 16.9. (mit Lisa Kränzler und Jan Hellstern), 18.9. (mit Traudl Bünger und Lisa-Maria Seydlitz) und 20.9. (mit Andreas Martin Widmann und Olga Grjasnowa), jeweils 20 Uhr, HafenCity Infocenter im Kesselhaus. Tickets zu 10 Euro unter T. 30 30 98 98.