Henning Mankell erzählt von einer ungewöhnlichen Frau

Der Schwede Henning Mankell hat mit seinen Krimis um den schwermütigen Kommissar Wallander Leser auf der ganzen Welt verzückt. Vor allem in Deutschland war der Erscheinungstag des "neuen Mankells" immer eine Art Feiertag, wie es ähnlich nur der Zauberjunge Harry Potter und die Vampirteenager aus "Twilight" geschafft haben. Nun hat sich Wallander vor wenigen Jahren in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Henning Mankell jedoch schreibt eifrig weiter. Sein neues Werk, "Erinnerung an einen schmutzigen Engel" (Zsolnay Verlag) fällt in die Kategorie Afrika-Romane, wie der Autor sie schon früher zu Papier gebracht hat.

Es geht um die junge, bitterarme Schwedin Hanna Lundmark, die ihre Heimat Skandinavien Anfang des 20. Jahrhunderts als älteste von fünf Geschwistern verlassen muss, als Dienstmagd auf einem Schiff anheuert und schließlich in der portugiesischen Kolonie Mosambik landet. Hier erbt sie ein als Hotel getarntes Bordell - das "O Paraiso", eine exotische Unterkunft, in der Affen in Menschenkleidern zum Inventar gehören - und setzt sich selbstlos für die Rechte der schwarzen Frauen vor Ort ein. Bis sie schließlich spurlos verschwindet. Viele Jahre später wird ein schwarzes Notizbuch mit Hannas Aufzeichnungen in einem verrotteten Fußboden gefunden ...

"Erinnerung an einen schmutzigen Engel" ist Emanzipationsgeschichte und gesellschaftskritischer Roman in einem, gewohnt atmosphärisch dicht geschrieben und mit besonderem Blick auf die Themen, die den Autor seit je auf diesem Kontinent umtreiben: Kolonial-herrschaft und Apartheid, Armut und Wohlstand, Rassismus und Gewalt. Henning Mankells neues Werk ist selbstredend weniger spannend als es Leser seiner Wallander-Bücher gewohnt sind. Der Blick des Autors auf Gut und Böse, Recht und Unrecht jedoch ist scharf wie eh und je.

Henning Mankell mit Stefan Benson (deutscher Text), 18.9., 20 Uhr, Cruise Center Altona. Restkarten zu 14 Euro unter T. 30 30 98 98.