Hanseatische Musikliebhaber, die beim Stichwort "Stockhausen" noch immer als Erstes an Terrorakte denken, können beruhigt sein. "Ich habe keine Angst, eine schöne, berührende Musik zu schreiben; ich suche nach einer epischen Atmosphäre mit einem langen Atem", sagt Simon Stockhausen über sein neuestes Stück "Doktrin der Ruhe", das er im Auftrag der Hamburger Symphoniker geschrieben hat.

Zusammen mit seinem Bruder Markus wird Simon Stockhausen in der Saison 2012/13 Artist in Residence bei den Symphonikern sein. Doch auch wenn beide Brüder eigenständige Künstlerpersönlichkeiten mit unverwechselbaren Profilen sind, so ganz folgenlos ist man nicht der Sprössling eines Propheten der elektronischen Musik: "Ich werde Orchesterklänge mit diversen Plug-ins bearbeiten, um ein virtuelles quadrofonisches Orchester als Kontrast zu den akustischen Klängen hinzuzufügen", so hat der jüngste Sohn des 2007 verstorbenen Karlheinz Stockhausen über seine nun uraufzuführende "Doktrin der Ruhe" weiterhin verlauten lassen.

Während Simon am liebsten mit Mischpulten und Samplern werkelt, hält Markus es mit akustischen Instrumenten. Der älteste Stockhausen-Sohn ist ein herausragender Jazz-Trompeter und Improvisator. Beim Doppelporträt mit Orchesterwerken wird nun neben zwei Kooperationen der Brüder außerdem Markus Stockhausens Komposition "Sonnenaufgang" für Jazz-Trio und Orchester zu hören sein. Auch dieses Stück schildert der Komponist als Idylle: "Es war ein früher Morgen auf der kanarischen Insel La Palma. Wir waren auf dem höchsten Berg, und die nächtliche Sternenpracht verblasste allmählich im aufsteigenden Morgenrot. Dann blitzten die ersten Sonnenstrahlen am Horizont hervor, atemberaubend schön. Unter diesem Eindruck notierte ich mir kurz darauf das erste Thema vom ,Sonnenaufgang'."

"Doppelstockhausen" 27.10., 19.00, Laeiszhalle. Karten zu 8,- bis 42,- unter T. 44 02 98