Der NDR Chor erkundet Klangwelten

Die Beschäftigung mit der Passionsgeschichte hat viele Komponisten inspiriert. Gerade in der Chormusik gibt es eine wahre Fülle an ergreifenden Meisterwerken, die sich mit dem Leiden Jesu auseinandersetzen. Eine kleine, aber feine Auswahl davon ist beim Konzert des NDR Chores zur Passionszeit 2013 zu erleben. Unter Leitung von Marcus Creed singt das Ensemble Kompositionen, die das karfreitägliche "Tenebrae"-Ritual ins Zentrum rücken.

Die nächtlichen Gottesdienste fanden früher in dunklen Kirchen statt - und diese Stimmung spiegelt sich auch in der Musik: in den düsteren Klängen von Gesualdos Responsorien, aber auch in den Passionsstücken von Poulenc und den drei kargen Brahms-Motetten op. 110. James MacMillans "Tenebrae Responsories" kontrastiert die dunkle Grundstimmung immer wieder mit Reibungen und Dissonanzen.

Im letzten Abokonzert schlägt der NDR Chor dagegen einen ganz anderen Ton an: Da feiert das Ensemble die sinnliche Klangpracht - mit Werken, in denen die Komponisten verschiedene räumliche Effekte auskosten. Der Italiener Orazio Benevoli etwa hat die Mehrchörigkeit und ihre Echowirkungen in seinen Werken auf die Spitze getrieben und gilt deshalb als Hauptfigur des "Kolossalbarock". Von Benevolis Musik hat sich der junge Felix Mendelssohn zu seiner gewaltigen Motette "Hora est" anregen lassen.

Außerdem stehen zwei zeitgenössische Kompositionen auf dem Programm. Bent Sørensens "Benedictus" umrahmt den Hörer mit seinen Klangwellen; Sven-David Sandströms "A new heaven and a new earth" erprobt eine Bandbreite von aufgefächerten Clustern bis zur Einstimmigkeit.

"Tenebrae" 10.2.; "Hora est" 28.4. Jeweils 18.00, St. Nikolai Klosterstern. Karten zu 18,- unter T. 0180/178 79 80* oder www.ndrticketshop.de