Die Hochschule öffnet ihre Pforten für das “6. International Summer School Festival“ im September

Niklas Schmidt kann über einen Mangel an Beschäftigung eigentlich nicht klagen. Als Professor an der Hamburger Musikhochschule unterrichtet er in den Fächern Cello und Kammermusik - Letzteres hat er selber mit aufgebaut -, als Konzertveranstalter hat er 1999 die Kammerkonzerte im Mozartsaal ins Leben gerufen, die zu einem festen Bestandteil des Hamburger Musiklebens geworden sind. Außerdem ist er nach wie vor ein gefragter Cellist und gastiert mit seinem edlen Rogeri-Instrument auf wichtigen Bühnen und bei Festivals.

Kurz gesagt: Sein Kalender ist bereits zum Platzen gefüllt. Und was macht Niklas Schmidt in den Semesterferien, wenn endlich Zeit für Erholung wäre? Er leitet auch noch die "International Mendelssohn Summer School" an der Hochschule, die in diesem Jahr vom 4. bis 17. September stattfindet. Und danach noch den Internationalen Kammermusikwettbewerb, gleich im Anschluss. Warum tut er sich das an?

"Das ist schon eine Besessenheit, was die Kammermusik angeht", sagt Schmidt. "Darum kreist einfach mein ganzes Leben. Und alles, was ich bei der Summer School tue - die es übrigens jetzt schon zum sechsten Mal gibt -, macht mir großen Spaß. Ich unterrichte wahnsinnig gern, ich bin gern mit befreundeten Kollegen zusammen, und ich finde, dieses kleine Festival hat auch eine ganz besondere Atmosphäre. Schließlich kommen hier Studierende aus aller Welt zusammen, um sich bei renommierten Kollegen den Feinschliff zu holen."

Bei den letzten fünf Summer Schools waren neben Studierenden aus Europa auch Talente aus den USA, Asien und Australien an der Alster zu Gast. Dieser internationale Andrangbelegt die hohe Attraktivität, wie Schmidt bekräftigt. "Für junge Musiker ist das eine tolle Gelegenheit, in kurzer Zeit viele Erfahrungen zu sammeln. Denn bei der Summer School bekommen jeder Einzelne und jedes Ensemble ein- oder zweimal täglich Unterricht bei fünf bis sechs Lehrern. Und zwar zu einem sehr fairen Preis. Weil wir das ganze Jahr über Spenden sammeln, können wir die Teilnahme für 200 bis maximal 450 Euro anbieten - das ist etwa ein Viertel von dem, was manche anderen Meisterkurse kosten. Das können sich viele nicht leisten. Wir wollen diese Schwelle möglichst niedrig halten und es nicht an den Finanzen scheitern lassen. Deshalb organisieren wir unseren Meisterkursschülern auch eine Unterkunft."

Die wird von Hamburger Bürgern gestellt. Auf eine Zeitungsannonce vor sechs Jahren haben sich viele gastfreundliche Menschen gemeldet; davon sind bis heute immer noch die meisten dabei. Sie freuen sich über die Streicherklänge im Wohnzimmer, bereiten den Gästen Frühstück oder chauffieren sie sogar in die Hochschule. Wer Lust hat, sich zu beteiligen, ist hochwillkommen - Unterkünfte werden immer gebraucht.

Im Laufe der Jahre hat die Summer School ihr Angebot erweitert, erzählt Niklas Schmidt: "Zu Anfang waren es Meisterkurse mit Abschlusskonzerten der jeweiligen Instrumentalklassen Geige, Bratsche und Cello. Dann kamen die Dozentenkonzerte dazu, mittlerweile gibt es auch ein Orchester. Deshalb ist es jetzt wirklich ein kleines Festival mit einem vollen Programm geworden."

Hauptattraktion dieses Festivals sind die renommierten Lehrerpersönlichkeiten, darunter die eine oder andere Kammermusiklegende. Zum Stammpersonal gehört etwa Arnold Steinhardt, der seit dem ersten Mal regelmäßig dabei ist. "Arnold war jahrzehntelang Primarius des Guarneri Quartetts, und er hat noch mit Artur Rubinstein zusammen gespielt. Das ist natürlich toll für die jungen Kammermusiker, mit solchen großen Künstlern zu arbeiten."

Weitere Lehrer sind etwa der Geiger Donald Weilerstein, der Bratscher Miguel da Silva, der finnische Cellist Arto Noras und dessen Landsmann, der Pianist Ralf Gothóni, der sich vor allem um Klaviertrios kümmern wird.

Außerdem sind einige von Schmidts Professorenkollegen an der Hamburger Hochschule mit von der Partie: die Geigerin Tanja Becker-Bender, die Bratscher Anna Kreetta Gribajcevic und Marius Nichiteanu und der Cellist Bernhard Gmelin, um nur einige zu nennen.

Für erstklassige Qualität ist also gesorgt. Und davon können nicht nur die jungen Meisterkursschüler, sondern auch die neutralen Beobachter profitieren. Darauf legt Niklas Schmidt großen Wert: "Die Meisterkurse sind, wie immer, öffentlich, und fast jeder Zuhörer, mit dem ich in den letzten Jahren gesprochen habe, war total begeistert. Es ist faszinierend zu sehen, wie da jemand sehr gut spielt - die Studenten sind ja schon auf einem hohen Niveau! -, und dann kommt trotzdem noch eine Menge an Vorschlägen von den Lehrern, an welchen Schräubchen man noch drehen kann. Das heißt, unsere Besucher können miterleben, wie sich ein Werk bewegt und dabei immer weiter wächst."

Wenn Niklas Schmidt über die Summer School spricht, ist ihm die Begeisterung deutlich anzumerken. Wäre er nicht Chef vom Ganzen - er würde wahrscheinlich selber als Gasthörer hingehen und sich an der Kammermusik ergötzen. Trotz eines vollen Terminkalenders.

"6. International Summer School Festival" 4. bis 17. September 2012

Hör(s)pass: Gasthörer können für 99,- (ermäßigt: 50,-) alle 120 Veranstaltungen an 14 Tagen besuchen. Ein Tagesticket mit Konzertbesuch kostet 20,-/erm. 10,- , ohne Konzertbesuch 12,-/erm. 6,-.

Infos im Internet: www.summerschool-hamburg.de