Man kennt ihn als Regisseur, der die Massen bewegt: Dreimal schon hat Christian Stückl die Oberammergauer Passionsspiele inszeniert. In Hamburg aber hat er bewiesen, dass "Masse" nicht zwingend mit "grob" gleichzusetzen ist: Richard Strauss' "Ariadne auf Naxos" hat er vergangene Saison als federleichtes und zugleich tiefsinniges Kammerspiel auf die Bühne der Staatsoper gebracht.

Im Oktober und November wird die "Ariadne" dreimal gegeben. Die musikalische Leitung hat dieses Mal der junge Dirigent Constantin Trinks, der auch bei "Don Giovanni" am Pult steht. Trinks hatte zuletzt mit seinem furiosen Abgang als Generalmusikdirektor des Staatstheaters Darmstadt für Aufsehen gesorgt - vorher jedoch hatte er viele Lorbeeren für seine präzise und inspirierte Arbeit eingeheimst.

Die Titelrolle übernimmt die Sopranistin Melanie Diener. Peter Seiffert singt den Tenor und den Bacchus. Diese Doppelbesetzung ist von Strauss gewollt und entspricht der einzigartigen Struktur der "Ariadne": Haben doch der Komponist und sein Librettist Hugo von Hofmannsthal das Kunststück vollbracht, Barockoper und Strauss'schen Konversationsstil, Witz und Tragödie, Commedia dell'arte und Opera seria übereinanderzuschichten. Stückl nimmt das auf. Unvergessen, wie bei der doch ziemlich langen Schlussapotheose des Paares Ariadne und Bacchus im Vordergrund der Szene der Haushofmeister auf die Uhr zeigt: hehrer Ernst, ironisch gebrochen durch die Niederungen des Arbeitsschutzes. Das ist allerfeinstes Theater.

"Ariadne auf Naxos" 20., 25.10., 3.11., je 19.30, Staatsoper. Karten zu 4,- bis 97,- unter T. 35 68 68