Debussy trifft Strauss bei den Philharmonikern

Der 22. Dezember 1894 war ein besonderer Tag, denn das Konzert, das an diesem Abend in der Pariser Société Nationale stattfand, wurde zum Meilenstein der Musikgeschichte. Erstmals erklang hier das Werk eines noch weithin unbekannten Komponisten, das die Zuhörer in seiner Neuartigkeit gleichermaßen verstörte wie faszinierte und deshalb sogleich noch ein zweites Mal gespielt werden musste: Claude Debussys Orchesterpoem "Prélude à l'après-midi d'un faune" ("Der Nachmittag eines Fauns").

Der gerade 32 Jahre alte Franzose stieß mit diesem Stück eine Entwicklung an, die bis in die Musik unserer Zeit andauert: die Emanzipation des Klanges, der fortan nicht mehr Nebenprodukt von Melodie und Harmonik ist, sondern völligen ästhetischen Eigenwert gewinnt. Kein Wunder, dass sich einer der maßgeblichen Komponisten der Neuen Musik davon zu einer besonderen Würdigung inspirieren ließ: Bernd Alois Zimmermann, dessen Vertonung der "Soldaten" von Jakob Michael Reinhold Lenz zu den wichtigsten Bühnenwerken des 20. Jahrhunderts gehört, schrieb sein Konzert für zwei Klaviere mit dem Titel "Dialoge" ausdrücklich als "Hommage à Claude Debussy".

Zugleich verband er mit dem Werk hochpoetische Vorstellungen: Die hier erklingenden Zwiegespräche seien "Dialoge über die Zeiten hinweg von Träumenden, Liebenden, Leidenden und Betenden", schrieb er.

Das Dialogprinzip spielt auch in der Tondichtung "Don Quixote" von Richard Strauss eine strukturbildende Rolle: Strauss, wie sein Zeitgenosse Debussy ein Meister des Orchestrierens, schildert nicht nur die Abenteuer des Ritters von der traurigen Gestalt und seines Knappen Sancho Pansa, sondern gibt jedem der beiden in Gestalt eines Solocellos und einer Solobratsche sogar eine eigene Stimme.

2. Philharmonisches Konzert 14.10., 11.00; 15.10., 20.00; Laeiszhalle. Karten zu 9,- bis 44,- unter T. 35 68 68