Neumeier ehrt sein Idol Nijinsky mit “Le Pavillon d'Armide“ und “Le Sacre“

Der 19. Mai 1909 hat Ballettgeschichte geschrieben: Zum ersten Mal gastierten die Ballets Russes in Paris - und den Lieblingssklaven der schönen Zauberin in Michael Fokines Ballett "Le Pavillon d'Armide" tanzte Vaslaw Nijinsky, der einer der Pioniere des modernen Balletts werden sollte. Ihm hat John Neumeier die Hommage "Nijinsky-Epilog" gewidmet. Darin verbindet er zwei seiner Choreografien, nämlich "Le Pavillon d'Armide" und seine Version von Igor Strawinskys "Le Sacre du Printemps" - bei Neumeier schlicht "Le Sacre".

Die Uraufführung des Strawinsky-Balletts am 29. Mai 1913 wurde zu Nijinskys letzter Pioniertat: ein Skandal und gleichzeitig ein Meilenstein in der Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Dagegen wurde sein erster Auftritt in "Le Pavillon d'Armide" zum Sensationserfolg. John Neumeier macht in seinem Ballett den Pavillon der Zauberin zum Häuschen im Park des Sanatoriums "Bellevue" in Kreuzlingen, wo Nijinsky 1919 wegen seines Nervenleidens behandelt wurde. Neumeier verwebt in seiner Choreografie zur Musik von Nikolai Tscherepnin subtil und traumhaft biografische Momente aus der Passion eines kranken Künstlers - intensiv getanzt von Otto Bubenicek - und dessen Erinnerungen an seine Rollen. Unter anderen Soli ist auch Nijinskys brillanter "Danse Siamoise" zu sehen.

"Le Sacre" hat Neumeier 1972 als junger Ballett-Chef in Frankfurt choreografiert und eine zeitlose Version des Balletts geschaffen, die sich unter den vielen Interpretationen durch namhafte Choreografen zu behaupten weiß. Gerade die szenische Offenheit des streng der Musik folgenden Konzepts lässt viele Deutungen zu. Unvergessen ist wohl Beatrice Cordua mit ihrem damals ungewöhnlichen Nacktauftritt als Opfer, das sie auch bei der Hamburg-Premiere 1975 tanzte.

"Nijinsky-Epilog: ,Le Pavillon d'Armide', ,Le Sacre'" 16.9.,18.00, weitere Vorstellungen 19., 20. u. 23.9., jeweils 19.30, Staatsoper, Karten 4,- bis 79,- unter T. 35 68 68