Die Sopranistin Olga Peretyatko feiert die “Opening Night“ mit Mozart und Operettenschmankerln, und das erste Abokonzert führt ebenfalls in die Welthauptstadt der Musik

"Thomas Hengelbrock hat mit dem NDR Sinfonieorchester das Publikum im Sturm erobert und mit seinem Charisma eine beispiellose musikalische Aufbruchsstimmung ausgelöst." So euphorisch äußerte sich NDR-Intendant Lutz Marmor, nachdem Thomas Hengelbrock im Juni seinen Vertrag als Chefdirigent bis 2016 verlängert hatte. Und man kann ihm nur zustimmen: Seit der gebürtige Wihelmshavener am Pult steht, weht ein frischer Wind im Orchester. Das war schon bei der umjubelten "Opening Night" 2011 zu erleben, als Hengelbrock und seine Musiker eine Kostprobe ihrer Spielfreude und ihrer großen Bandbreite gaben.

Auch in Zukunft will der norddeutsche Dirigent jeden Saisonstart mit so einem bunten Eröffnungskonzert feiern, um dem Hamburger Publikum Lust und Vorfreude auf die neue Spielzeit zu bereiten.

In diesem Jahr kreist das Auftaktprogramm um die Musikstadt Wien - mit gewichtigen Werken wie Schuberts großer C-Dur-Sinfonie, aber auch mit Operettenschmankerln von Léhar, Suppé und anderen Meistern der leichten Muse. Als Gaststars sind die Sopranistinnen Véronique Gens und Olga Peretyatko mit von der Partie und singen unter anderem Arien aus Mozarts "Don Giovanni": Während Peretyatko als Donna Anna den allzu biederen Don Ottavio auf Abstand hält, beklagt Gens als Donna Elvira die Untreue des Titelhelden - hat dieser doch allein in Spanien 1003 Frauen vernascht.

Auch das erste Abokonzert des NDR Sinfonieorchesters entführt die Hörer wieder nach Wien und zeigt noch einmal ganz andere Facetten der Musikmetropole: In Gustav Mahlers fünfter Sinfonie, von 1901 bis 1902 entstanden - als der Komponist und Dirigent Direktor der Wiener Hofoper war - hat die morbide Stimmung der Jahrhundertwende unverkennbar ihre Spuren hinterlassen. Mahler beginnt sein Werk, das in der ungewöhnlichen Tonart cis-Moll steht, mit einem gewaltigen Trauermarsch, geprägt von gedeckten Trompetenfanfaren.

Nach diesem düsteren Start bringt auch der folgende Satz keinen echten Stimmungswandel. Zwar lautet die Überschrift "Stürmisch bewegt" - doch die Musik tobt nicht aus Überschwang, sondern aus verzweifelter Wut, bis der Trauermarsch wieder auftaucht. Das anschließende Scherzo schlägt zwar mit Ländlerrhythmen- und Walzermelodien einen vordergründig unbeschwerten Ton an, der jedoch durch schrille Farben und Dissonanzen immer wieder infrage gestellt wird. Erst mit dem Adagietto für Harfe und Streicher - dem berühmtesten Satz Mahlers - kehren wirklich Ruhe und Frieden ein. Die Musik scheint wie aus einer anderen, entrückten Welt, herüberzuwehen, bevor sie im Finale einen geradezu überschäumenden Optimismus versprüht.

Als Kontrastprogramm zur Sinfonie steht Lutoslawskis Klavierkonzert auf dem Programm. Im Vergleich mit Mahlers zerrissener Klangsprache, bei der die Extreme mitunter schonungslos aufeinanderprallen, wirkt das 1987 entstandene Spätwerk des polnischen Komponisten sehr viel milder. In den lyrischen Passagen knüpft Lutoslawski unüberhörbar an Vorbilder wie Chopin, Liszt und Rachmaninoff an und verneigt sich damit vor der romantischen Tradition des Klavierkonzerts.

Doch der Dialog zwischen Klavier und Orchester enthält auch vehemente Widerworte des Solisten. Die liegen in den Händen von Lars Vogt, der zu den bedeutendsten Pianisten der Gegenwart gehört und schon mehrfach beim NDR Sinfonieorchester zu Gast war.

"Opening Night" 7.9., 19.00, Laeiszhalle (Restkarten).

1. Abokonzert 20.9., 20.00, 23.9., 11.00, Laeiszhalle. Karten zu 10,- bis 46,- unter T. 0180/178 79 80* oder www.ndrticketshop.de