Der weltberühmte jüdische Friedhof Altona und sein Besucherzentrum bieten ein umfangreiches Programm

Was ist der Unterschied zwischen sefardischen und aschkenasischen Juden? Wie unterscheiden sich deren Gräber, und was erzählen uns Grabsteine, die vor fast 400 Jahren entstanden sind? Wer den jüdischen Friedhof Altona besucht, findet Antworten auf diese und viele weitere kulturgeschichtliche Fragen, denn seit 2007 gibt es dort mit dem Eduard-Ducesz-Haus ein von der Stiftung Denkmalpflege getragenes Besucherzentrum, das ein umfangreiches Programm an thematischen Führungen und Schulprojekten anbietet.

Mehr als 6000 Grabsteine sind auf dem zwei Hektar großen Friedhof erhalten geblieben, den 1611 Juden aus Portugal, die man als Sefarden bezeichnet, gegründet haben. In Hamburg wäre das damals nicht möglich gewesen, in Altona herrschte dagegen ein sehr viel höheres Maß an religiöser Toleranz. Seit 1999 wird der Friedhof auf Initiative mehrerer Hamburger Stiftungen intensiv erforscht und restauriert. Fachleute haben die Inschriften erfasst, übersetzt, kommentiert und in Datenbanken gespeichert, sodass viele Gräber inzwischen Geschichten erzählen. Es sind Geschichten von Juden, die in Altona oder Hamburg gewohnt haben und die oft internationale Kontakte zu Verwandten und Glaubensgenossen bis hin in die Karibik unterhalten haben, wo es einige Friedhöfe mit ganz ähnlichen Grabsteinen gibt.

Aus diesem Grund wird sich der Altonaer Friedhof wahrscheinlich gemeinsam mit mehreren ganz ähnlich gestalteten jüdischen Friedhöfen in dem südamerikanischen Land Surinam um die Aufnahme in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes bewerben. Mit seiner langen und besonderen Geschichte, aber auch aufgrund der herausragenden Qualität der erhaltenen Grabmäler dürften die Chancen für die Aufnahme ins Weltkulturerbe nicht schlecht stehen.

Das Besucherzentrum trägt den Namen des Altonaer Rabbiners Eduard Ducesz (1868-1944), der sich schon seit Ende des 19. Jahrhunderts wissenschaftlich mit dem Friedhof beschäftigte und mehrere Bücher über die dortigen Grabstellen veröffentlichte. Er wurde nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Im Eduard-Ducesz-Haus gibt es eine umfangreiche Bibliothek mit Seminarraum und wechselnde Ausstellungen. Für Schulen der Umgebung ist das Besucherzentrum auch außerschulischer Lernort, denn Schüler erhalten hier die Möglichkeit, die Geschichte des Friedhofs und seiner bedeutenden Grabmäler zu erforschen.

Eduard-Ducesz-Haus Jüdischer Friedhof Altona, Königstraße 10 a, Di, Do 15.00-18.00 (April-September), 14.00-17.00 (Oktober-März), Führungen So 12.00.; www.denkmalstiftung.de ; Gruppenführungen über den Museumsdienst T. 428 13 10; www.museumsdienst-hamburg.de