Die lila Schokolade schmeckt nach 50er-Jahre, und im Fernsehen läuft die "Bräuteschule": Da könnte es gut passen, dass eine Frau einen Roman veröffentlicht über ein katholisches Mädchen, das Mitte der 1950er-Jahre in der Hamburger Diaspora groß wird. "Aber sprich nur ein Wort" von Barbara Dobrick ist ein Buch, das auf der gegenwärtigen Retro-Welle mitschwimmt.

Es geht im Wesentlichen um Johanna, 1951 geboren, Tochter einer Konvertitin und eines "Taufscheinkatholiken", wie ihr Vater von der atheistischen Oma genannt wird, große Schwester und katholisches Kind in Hamburg, das einiges erlebt und sich so seine Gedanken macht.

Barbara Dobrick erzählt viel über das Glaubensverständnis der kleinen Johanna. Und das ist streckenweise alles sehr skurril. Beispiel: Johanna hat ihre kleine Schwester verkloppt und wird deswegen von ihrer Mutter bestraft. Während sie da so über Mutters Knie liegt und Kochlöffelhaue auf den Po bekommt, fließt kursiv in den Text ein "Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünden der Welt, erbarme dich unser". Wie bitte?

Das "Gegrüßet seist du Maria" wird auf ähnliche Weise eingeflochten: Johannas Mutter ist schwanger, ihre Fruchtblase platzt, sie wischt die Pfütze weg. Sie erklärt Johanna den Sachverhalt und dass sie jetzt ins Krankenhaus müsse.

Was passt an diese Stelle? Ja, genau, das fast nahe liegende: "Gebenedeit ist die Frucht deines Leibes Jesu."

Was bleibt?

Nicht viel, denn: Um quasi eine Familiensaga zu erzählen, gibt die Geschichte von Johanna und ihrer Sippe zu wenig her.

Und auch die letzte Hoffnung, etwas über das katholische Hamburg der 50er-Jahre zu erfahren, über einige örtliche Begebenheiten, Schauplätze und Personen der Stadt, zerbricht daran, dass sich die Geschichte wesentlich in Johannas Elternhaus, auf dem Bürgersteig davor und im Garten dahinter abspielt.

  • Barbara Dobrick: Aber sprich nur ein Wort. Orlanda Frauenverlag, Berlin 2006, 202 S.; 18,50 Euro .