Eine Trennung der Eltern ist für Kinder ein tiefer Einschnitt. Tipps, wie sie die neue Situation gut meistern können

Kinder lieben ihre Elternteile meist gleichermaßen und wünschen sich die Zuneigung beider Seiten. Wenn Partner sich trennen, hört ihre Elternrolle daher nicht auf. Wie sie ihrem Kind auch nach dem Auseinandergehen gute Eltern sein und es in seiner Entwicklung unterstützen können, erklärt Carola Rieger, Sozialpädagogin und systemische Paar- und Familientherapeutin in der ev. Beratungsstelle Stormarn.

1. Wie erkläre ich meinem Kind, dass seine Eltern sich trennen?

Wenn die Trennung feststeht, sollten Eltern ihre Kinder bald davon unterrichten. Denn Kinder nehmen Veränderungen sehr genau wahr und sollten daher nicht lange zweifeln müssen, was in der Familie vor sich geht. Wichtig ist dabei klarzumachen, dass das Kind nicht Grund der Trennung ist und dass die Eltern ihr Kind, auch nach einem Streit, noch lieben und nicht verlassen werden. Eltern müssen ansprechen, was sich verändern wird. Aber sie können ihren Kindern Sicherheit vermitteln, indem sie darauf hinweisen, was alles bleibt, etwa der regelmäßige Besuch bei wichtigen Bezugspersonen wie Oma und Opa sowie der Kita- oder Schulbesuch. Und dass beide Elternteile nach wie vor für das Kind da sind.

2. Wie können getrennte Paare ihre Elternrolle dennoch erfolgreich erfüllen?

Zum Wohle des Kindes sollten die Eltern in eine Arbeits-Beziehung treten. Sie begegnen sich nicht mehr als Paar, sondern quasi auf der Ebene von Berufskollegen. In dieser Rolle akzeptieren sie die Eigenschaften des anderen und achten seine jeweilige Privatsphäre. So tritt man etwa nur in die Wohnung des anderen, wenn man hineingebeten wird. Zu den Belangen der Kinder sollten immer spezifische Abmachungen getroffen werden. Und nichts als bekannt vorausgesetzt werden.

3. Was ist, wenn die ehemaligen Partner nicht mehr miteinander sprechen wollen?

Besonders in der ersten Phase nach der Trennung schaffen viele Eltern es nicht, miteinander zu kommunizieren. Sie sollten notwendige Absprachen dann schriftlich per E-Mail oder SMS treffen. So können die wichtigsten Dinge wie Freizeitplanungen, medizinische oder schulische Notwendigkeiten geregelt werden. Ansonsten lebt jeder seinen eigenen Rhythmus.

Kinder können es durchaus akzeptieren, dass es eine Papa- und eine Mama-Welt gibt. Eine Chance, die damit verbunden ist: Sie lernen ein größeres Spektrum an Lebenswelten kennen.

4. Oft müssen die Kinder die Nachrichten überbringen ...

Kinder sollten nie als Boten ihrer Eltern benutzt werden. Wenn das Kind etwa einem Elternteil mitteilt, es werde vom Besuchwochenende früher abgeholt, wird es unter Umständen die ganze Wut des Elternteils zu spüren bekommen. Dabei ist es nicht der Verursacher, sondern nur der Überbringer der Nachricht. Damit das dem Kind erspart bleibt, sollten Eltern Absprachen egal welcher Art grundsätzlich untereinander regeln.

5. Was richten Eltern an, die über ihren Ex-Partner schlecht reden?

Kinder identifizieren sich mit ihren Eltern, und sie tragen auch einen Anteil von Mama und Papa in sich. In dem Moment, wo ein Elterteil seinen Ex-Partner schlechtmacht, macht er auch die Teile in seinem Kind schlecht. Die negativen Aussagen schwächen das Selbstbewusstsein des Kindes, deshalb sollten sie vermieden werden.

6. Müssen sich Ex-Partner in ihren Erziehungsstilen einig sein?

Nein, die Eltern haben auch die Möglichkeiten, völlig unterschiedliche Erziehungsstile zu praktizieren. Bei diesem Modell, der sogenannten "parallelen Elternschaft" nehmen Kinder keinen Schaden in ihrer Entwicklung, da sie nicht zwischen die Fronten der Eltern geraten. Die parallele Elternschaft setzt sowohl klare Absprachen und deren strikte Einhaltung unter den Eltern voraus als auch das Akzeptieren des anderen Elternstils, auch wenn ich diesen nicht gutheiße.

7. Wie verhalte ich mich, wenn das Kind den Partner nicht sehen will?

Es sollte schon ganz klar sein, dass die Besuchsregelung eingehalten wird. Das Kind sollte auch mit dem Elternteil Zeit verbringen, bei dem es nicht mehr wohnt. Wenn sich ein Kind immer wieder sträubt, muss man nachforschen, woran es liegen könnte. Bei tiefer liegenden Problemen empfiehlt es sich, eine Beratungsstelle aufzusuchen.

8. Wie wirkt sich ein neuer Partner auf das Verhältnis zum Kind aus?

Bei einer neuen Beziehung sollte abgewartet und geschaut werden, wie stabil die Bindung ist, bevor das Kind den neuen Partner kennenlernt. Die Eltern sollten sich bewusst machen, dass der oder die Neue für das Kind eine fremde Person ist. Selbst wenn Sympathie füreinander vorhanden ist, muss der neue Partner nicht immer dabei sein, wenn man etwas unternimmt. Man sollte immer Zeiten allein mit dem Kind einplanen und zeigen: Ich bin als Mama oder Papa weiter für dich da.