Gedränge am Hauptbahnhof, Reisende eilen zu den Bahnsteigen, über den Köpfen dröhnen Lautsprecheransagen - ein fortwährender Strom von Betriebsamkeit schiebt sich durch die Hallen. Wer sich jetzt einen Platz zum Innehalten wünscht, der findet ihn im Durchgang des Bahnhofs in Richtung Mönckebergstraße: den Raum der Stille. Ein kleines fensterloses Zimmer mit Hockern aus Holz und gedämpften Licht. Eine freundliche Aufsicht im Vorraum verweist auf die Schiebetür, die man hinter sich schließen kann. Dann ist man für sich. Blickt auf ein wandfüllendes Gemälde, das in Gelbtönen leuchtet. Auf die Rose in der Bodenvase davor, auf eine alte Schiene mit Schottersteinen. Man kommt langsam an, in dem Raum, in dem noch Geräusche wie die Schritte der Passanten zu hören sind. Und fühlt sich, als säße man in einer Schutzkapsel, in der Platz ist für Gedanken, Wünsche, Gebete. In der man meditieren oder sich inspirieren lassen kann von den aufgedruckten Versen auf Papierfahnen, bevor man wieder einschert in den Strom des Lebens.