Schule des Teetrinkens: Jeden ersten Sonntag lädt Rainer Schmidt zur Teeverkostung ins Maritime Museum ein

Tee ist ein Wintergetränk. Nur ein Vorurteil unter anderen über das Gebräu aus edlen Blattspitzen, geerntet in den exotischen Gärten Asiens. Oft ist zu hören: "Sind Sie krank, oder warum trinken Sie Tee?" Tee zu trinken hat weder etwas mit den Jahreszeiten zu tun noch gar mit Unwohlsein. Im Gegenteil: Grüner Tee ist ein wahrer Gesundbrunnen. Tee ist ein Wohlfühltrank, wie Kenner wissen.

Rainer Schmidt gehört zu ihnen - und nicht nur aus Geschäftssinn. Denn der Gründer und Inhaber von Hanse Teehandel ist naturgemäß ein passionierter Teetrinker. Seine Begeisterung und sein Wissen möchte er mitteilen. Jeden ersten Sonntag bietet er neuerdings im Internationalen Maritimen Museum eine "Schule des Teetrinkens" an. Dort kann sich die eingeschworene Espresso-Fraktion im feineren Geschmackssinn üben und von ihrer Verachtung des geschmacklosen "Abwaschwassers" kurieren lassen.

Im "Schwimmenden Klassenzimmer" des Museums stehen auf einem langen Tisch ordentlich in Reih und Glied metallene Teedosen, Gläser und Löffel bereit. Zwölf bis 14 unterschiedliche Sorten grünen, schwarzen, halbfermentierten und weißen Tees bietet der Gastgeber in der grünen Schürze an. Er zelebriert keine umständlichen Rituale im Stil japanischer Teemeister, sondern führt humorvoll und pragmatisch in die Weihen des Genießens sowie die Regeln der Teezubereitung ein. Er erklärt die Eigenschaften der jeweiligen Sorte, wie lange sie ziehen darf und was am besten zu ihr passt. Schmidt trinkt seinen feinen Tee am liebsten pur - ohne Kandis oder Zucker, Milch oder Sahne. "Natürlich Geschmackssache", sagt er und bestreitet nicht, dass sie zu gewissen kräftigen fermentierten Sorten aus Assam oder Ceylon gut passen.

Dann geht es ans Verkosten. Erst misst unser Teemeister mit einer historischen Apothekerwaage und einer alten englischen Sixpence-Münze die Blattmenge ab. Pro Tasse sind es genau 2,68 Gramm. "Das Maß ist für Profis - dem normalen Teetrinker ist das zu stark, deshalb verdünne ich etwas." Schmidt, der ursprünglich Koch werden wollte, doch auf Wunsch der Eltern Kaufmann wurde, vereinigt nun beides als Teekocher und Großhändler. Er hat das Maritime Museum gewählt, weil der Hamburger Hafen ein Umschlagplatz für den Teehandel war und im Kaispeicher B auch Tee gelagert wurde.

Im Kessel kocht bereits das Wasser. Bei grünen Sorten sollte es aber auf die Temperatur von 80 Grad Celsius abgekühlt sein. Jetzt ist es so weit. Jeder Gast erhält einen Löffel. Zum Verkosten soll Tee nicht getrunken, sondern geschmeckt werden. Dabei schlürft jeder Fachmann kräftig.

"Die meisten Gäste müssen erst ihre Schlürfhemmungen überwinden", hat der Teemeister beobachtet. "Aber erst wenn man den Tee richtig schlürft, können sich Duftnote und Geschmack richtig entfalten." Gesagt, getan. Schmidt schlürft vor - ungeniert gegen alle Regeln guter Manieren - und erinnert an einen Raubritter aus dem Mittelalter, dem Schmaus und Trank munden. "So zerstäubt der Tee und kommt auf die Geschmackspapillen der Zunge." Aber nicht runterschlucken, sondern ausspucken, wie bei der Weinprobe. "Man bekommt von Tee zwar keinen in der Krone", scherzt Schmidt, "aber die Geschmacksnerven werden sonst überstrapaziert und machen nicht mehr mit."

Bei so viel Begeisterung, Fachwissen und Engagement werden sich schließlich auch noch die ärgsten Skeptiker für das Teetrinken erwärmen. Und für alle, die davon überzeugt sind, Tee sei nur ein Wintergetränk, hat Rainer Schmidt ein besonderes Lockmittel: Sie können sich ihren Weihnachtstee nach eigenem Geschmack mit ihren Lieblingsgewürzen mischen.

Teeverkostung mit Rainer Schmidt jeden ersten Sonntag im Monat, 14.30, Internationales Maritimes Museum Hamburg, Koreastraße 1, Teilnahme inklusive Museumseintritt 15 Euro, Anmeldung erbeten unter T. 300 92 30-33