Die Rathausausstellung “Dokumention Stadthaus“ untersucht die Rolle der Hamburger Polizei in der NS-Zeit

Passiert man den imposanten Eckbau mit dem runden, reliefgeschmückten Turm an der Kreuzung Neuer Wall/ Stadthausbrücke, verweist nichts auf die dunkle Vergangenheit des "Stadthauses" und die Rolle der Hamburger Polizei unter den Nationalsozialisten. Beim Blick nach oben sind auch die drei Stolpersteine leicht zu übersehen. Sie erinnern an Opfer, die beim Verhör aus dem Fenster gesprungen sind - oder gestoßen wurden.

Ab 1933 herrschte im Gebäudekomplex am Bleichenfleet neben der Ordnungspolizei für das Revier auch die Gestapo und die Kriminalpolizei; alle Bereiche der Polizei waren in Gewaltverbrechen verstrickt. Das Stadthaus mit Arrestzellen und Verhörräumen im Keller bei der Bevölkerung als Ort der Folter und Verfolgung bekannt und gefürchtet.

Die Ausstellung "Dokumentation Stadthaus. Die Hamburger Polizei im Nationalsozialismus" informiert auf 48 Tafeln in der Rathausdiele über die Geschichte des Gebäudes und im zentralen Teil über das Polizeipräsidium sowie die Leitstellen von Kriminalpolizei und Gestapo, ihre Aktionen und Methoden und das Spitzelwesen zwischen 1933 und 1945.

Kuratiert vom Historiker Herbert Diercks, präsentiert die KZ Gedenkstätte Neuengamme die bisherigen Forschungsergebnisse und veranstaltet traditionell zum Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus in Kooperation mit der Bürgerschaft die Rathausausstellung. Sie soll Basis für die künftige Gedenkstätte im Stadthaus sein, das nach dem Verkauf durch die Stadt eine private Investorengruppe übernimmt.

"Der Umgang mit dem Stadthaus stellt die Erinnerungskultur unserer Stadt auf eine Bewährungsprobe", schrieb Joist Grolle von der Gesellschaft für Hamburgische Geschichte 2008 im Hamburger Abendblatt. Es gibt sieben Begleitveranstaltungen und Führungen, Rundgänge für Schulklassen (Anmeldung beim Museumsdienst unter T. 428 13 10) führen bis in die Kellerräume des Stadthauses.

Dokumentation Stadthaus. Die Hamburger Polizei im Nationalsozialismus 19.1. bis 10.2.1012, Rathausdiele, Rathaus, Rathausmarkt, Mo-Fr. 9.00-18.00, Sa/So 10.00-13.00, Eintritt frei