Motive aus der Volkskunst, der Heraldik, der Kunstgeschichte sind Ingredienzien der Bilder von Gert und Uwe Tobias.

Motive aus der Volkskunst, der Heraldik, der Kunstgeschichte sind Ingredienzien der Bilder von Gert und Uwe Tobias. Das klingt harmlos, ist es aber nicht. Der Wappenadler liegt gerupft danieder oder hängt mit einem Fuß in einer Schlinge, Blumen haben stachelig-spitze Blütenblätter, andere Konturen wirken zerfasert, zerfressen.

Häufig wird das Werk der 1973 in Rumänien geborenen Brüder als düster beschrieben. Das liegt an der oft schwarzen Grundierung der Arbeiten, auf der allerdings lebhaft bunte, wenn auch nicht reine Farben prangen. Unheimliches und Heimeliges, Naivität und Schroffheit sind keine Widersprüche. Sie gehen in den Werken auf.

Der Hamburger Kunstverein überlässt den beiden in Köln lebenden Künstlern jetzt das gesamte Haus. In einer riesigen Rauminstallation breiten sie großformatige Holzschnitte, Skulpturen, Collagen und Malerei aus. Und so wie die Bilder vielfältige Bezüge und Assoziationen verdichten, so fassen Farbgebungen an Wänden und Boden die einzelnen Arbeiten in einem großen Kontext zusammen. Bis Anfang April bleibt das Gesamtkunstwerk im Kunstverein erhalten. Im Foyer sind die Arbeiten von Gert und Uwe Tobias bis Ende des Jahres zu sehen.

Gert und Uwe Tobias wurden in Brasov in Transsylvanien geboren. Der Ort hieß früher Kronstadt und gehörte zu Siebenbürgen. Im Alter von zwölf Jahren siedelten sie zusammen mit ihrer Familie nach Deutschland über und lernten hier den Mythos von Dracula kennen, der angeblich auf den mittelalterlichen Herrscher Vlad III. zurückgeht. Dieses Dunkle bildet die Basis ihrer Arbeiten, die wie an Fäden das kulturelle Gedächtnis aus allen Richtungen heranziehen.

Die Formensprache des russischen Konstruktivismus taucht auf, Stickereimotive, Ornamentales, Comicfiguren. Eine Holzschnitt-Gruppe heißt "Come and see bevor the tourists will do - the Mystery of Transylvania" und spielt auf die makabre Vermarktung ihrer Heimat an. Wie sich Geschichte schreibt und verformt wird - all das scheint in den Arbeiten auf und vermittelt die Komplexität des Selbstverständnisses dieses Künstlerduos.

Gert und Uwe Tobias 28.1. bis 1.4. bzw. bis 30.11.2012, Kunstverein Hamburg, Klosterwall 23, Di-So 12.00-18.00