“Max Liebermann. Wegbereiter der Moderne“ präsentiert bis zum 19. Februar 2012 einen Künstler mit Pioniergeist.

Erfolgreich gestartet präsentiert sich "Max Liebermann. Wegbereiter der Moderne" in der Kunsthalle. Von Liebermanns frühen, von Naturalismus und Realismus geprägten Anfängen bis hin zu den impressionistischen Gartenbildern seiner Villa am Wannsee geben über 100 Gemälde Einblick in seine Schaffensphasen. Die Schau umfasst zentrale Bilder Liebermanns aus eigenen, nationalen wie internationalen Beständen. Hinzu kommen Werke von Künstlern, die im Fokus von Liebermanns Karriere standen, Bilder von Mihaly Munkácsy, Paul Cézanne oder Adolph Menzel. Liebermann avanciert während dieser Zeit vom oft gescholtenen Künstler zum einflussreichen Maler. Auch in kulturpolitischen Dingen verschafft sich der Bürgermaler Liebermann Gehör und Autorität.

"Über mehrere Stationen führt die Ausstellung in Motive und Stilerkundungen Max Liebermanns, mit einer Mixtur aus chronologischer Abfolge und ausgewählten Themenbereichen. In den überwiegend grünen Räumen in der Galerie der Gegenwart, von zarthell bis verhalten dunkel, beginnt der Rundgang mit ersten Übungen des jungen Liebermann. Mit Studien wie "Der Witwer" (1873), dem von jeder Sentimentalität befreiten Porträt eines jungen und auch im Bildsinn alleinstehenden Vaters, der sein Jüngstes auf dem Arm trägt. Oder mit einem kleinen, realistisch anmutenden Blick in den "Atelierwinkel" (1871). Auf diesen wie anderen Bildern keimt bereits Liebermanns Interesse für scheinbar nebensächliche Sujets in den Vordergrund.

Zwei Räume behandeln seine holländische Zeit. Vor allem Liebermanns Schilderungen der ländlichen Arbeit, angesiedelt zwischen Handwerk, Feldarbeit und Manufaktur, eröffnen einen Blick auf die Würde des einzelnen arbeitenden Menschen. Die "Flachsscheuer" oder "Netzflickerinnen" zeigen ihn in aller Stille, konzentriert auf das Schaffen seiner Hände. Liebermann platziert sie, so Katalogautorin Agnieszka Lulinska, "in eine intakte vorindustrielle Gemeinschaft, welche sich seit alters überlieferten, wenn nicht gar archaischen Tätigkeiten widmet. Der Sohn des größten Kattunproduzenten auf dem europäischen Festland schien die Veränderung der Arbeitsumstände und -räume, die sich auch und gerade in ländlichen Gebieten vollzog (...), bewusst zu ignorieren."

Auch auf den Bildern der Amsterdamer Waisenhäuser und des Altmännerhauses besticht immer wieder Liebermanns Interesse für den auch in Gruppen isoliert erscheinenden Einzelnen. Bereits hier aber setzt ein, was für Liebermann zukunftsweisend wird: seine berühmten "Sonnenflecken", Lichtinseln auf sommerlichen Böden, die den Bildern einen impressionistischen Niederschlag verleihen. Das Spiel mit dem Licht, die Hinwendung des Künstlers zu Motiven der Freizeit, badenden Knaben, Reitenden, Strandszenen, Restaurantgärten, nicht zuletzt seine späten Gartenbilder zeigen Liebermanns erhöhte Aufmerksamkeit für neue Tendenzen in der Kunst. Und nicht zuletzt bekunden seine Porträts "der geistigen und künstlerischen Größen Deutschlands und wichtiger Persönlichkeiten der Industrialisierung" (Robert Fleck) sein Interesse am neuen Pioniergeist. Die Ausstellung wird unterstützt durch die Commerzbank Stiftung, die Otto Group und die Freunde der Kunsthalle sowie durch die Deutsche Bahn.

Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Seminaren, Mal- und Zeichenkursen begleitet die Ausstellung. Öffentliche Führungen finden sonnabends um 15 Uhr, sonntags um 12 und um 14 Uhr sowie am Montag, 26.12. um 12 Uhr und um 14 Uhr statt. Die Teilnahme kostet drei Euro zzgl. Eintritt (Kartenvorverkauf an allen Museumskassen zzgl. 1 Euro Vorverkaufsgebühr). Hinzu kommen eine Reihe Themen-Führungen. Familienführung: Grüne Oasen - Vom Paradies zu Liebermanns Gärten (4.12., 15 Uhr), Aus der Forschung: Umstritten und verehrt. Wandel und Wege der Liebermann'schen Werke (15.12. um 19 Uhr), Familienführung: Spielen, spazieren, staunen - Kinder in Liebermanns Gemälden (18.12, 15 Uhr), Max Liebermann: Das Atelier in Wannsee (4.1., 15 Uhr), Familienführung: Pferde. Ein Ritt durch die Kunsthalle von Liebermann zu Renoir (8.1., 15 Uhr), Kaviar für Hamburg. "Die Netzflickerinnen" von Max Liebermann (25.1., 12 Uhr), Studenten führen Studenten: Max Liebermann. Wegbereiter der Moderne (2.2. um 19 Uhr), Max Liebermann, gestorben am 8. Februar 1935: Selbstbildnisse (8.2. um 12 Uhr), Familienführung: Papageien, Dackel und Gänse. Tierische Geschichten bei Max Liebermann (12.2., 15 Uhr).

Am 15. Januar ist Max-Liebermann-Tag von 11 bis 18 Uhr im ganzen Museum. Führungen sowie Workshops und Einblicke in Liebermanns Atelier erwarten große und kleine Besucher.

Max Liebermann. Wegbereiter der Moderne bis 19.2.2012, Hamburger Kunsthalle, Galerie der Gegenwart, Sockelgeschoss, Glockengießerwall, Di-So 10.00-18.00, Do 10.00-21.00