Für am 24. Dezember Geborene verläuft der Geburtstag anders. Partys sind für Christkinder kaum möglich

Wiepenkathen/Neukloster/Stade. Der 18. Geburtstag und die dazugehörige Party mit Freunden sind für viele Jugendliche etwas ganz Besonderes. Tabea Meyer freut sich auch auf ihre bevorstehende Volljährigkeit. Eine große Fete wird es an dem Tag aber nicht geben. Im Weg steht ausgerechnet das Christkind. Die 17-Jährige aus Wiepenkathen hat am Heiligen Abend Geburtstag und damit auf den ersten Blick - wie andere am 24. Dezember Geborene auch - ein eher undankbares Los gezogen, da an dem Tag kaum Zeit ist, den eigenen Geburtstag gebührend zelebrieren zu können.

Tabea Meyer sieht diesen ungewöhnlichen Umstand eher locker. "Mein vorhergesagter Geburtstermin war sogar der 24.", sagt die Schülerin "Und an dem Tag habe ich dann auch entschieden, auf die Welt zu kommen." Das Dilemma mit dem besonderen Datum ist für sie seit Kindesalter aber alljährlich zugegen. "Erst feiern wir im Familienkreis meinen Geburtstag und später dann gemeinsam Weihnachten." Geschenke gibt es für sie sowohl am Morgen als auch am Abend.

So wird es auch dieses Jahr sein. Eine eigene, große Fete mit vielen Freuden hat es am Heiligen Abend noch nie gegeben. "Ich denke, dass das oder auch ein mögliches Reinfeiern nicht viel Sinn machen würde, da viele noch in Hetze sind, weil sie noch Weihnachtsbesorgungen zu erledigen haben." Tabea Meyer findet es daher entspannter, ihren eigenen Ehrentag im Januar oder Februar nachzufeiern. "Das hat mich noch nie gestört", sagt sie, "ich kenne es aber auch nicht anders." Überlegungen, dem Beispiel anderer am 24. Dezember Geborener zu folgen, den eigenen Tauf-Tag, Namenstag oder den 24. Juni als dauerhaften Geburtstags-Feier-Tag auszurufen, gibt es bei ihr nicht. "Heiligabend ist doch ein besonders schöner Tag", sagt sie. "Im Freundeskreis werde ich zwar durchaus mal bedauert für dieses Geburtstagsdatum, andere wiederum finden das cool."

Sie persönlich empfindet auch nicht, dass sie durch den Heiligen Abend weniger Aufmerksamkeit bekommt. Auch die Tatsache, am eigenen Ehrentag selbst für Geschenke sorgen zu müssen, stört sie nicht. "Außerdem gibt es auch große Vorteile", sagt Tabea Meyer lachend. "Dein Geburtstagsdatum behält jeder im Kopf, und im Normalfall habe ich an diesem Tag frei."

Barbara Krusemark sollte eigentlich an ihrem Namenstag am 4. Dezember zur Welt kommen, wartete dann aber bis zum 24. "Als Kind durfte ich immer bis mittags mit meinen Freunden feiern", sagt die heute 62-Jährige aus Stade. Lachend fügt sie an: "Die anderen Eltern waren froh darüber, dass ihre Kinder bei uns waren." Auch heute noch kommen vormittags Freunde und Verwandtschaft zu ihr zum Geburtstag vorbei. "Pünktlich um 13 Uhr ist mein Geburtstag aber zu Ende und beginnt bei uns der Heiligabend." Runde Geburtstage allerdings hat die medizinische Fachangestellte in einer Onkologischen Fachpraxis meistens groß im Sommer nachgefeiert. Sie hat ihr Geburtsdatum ebenfalls nie als Benachteiligung oder als schrecklich empfunden. "Früher haben meine Eltern und heute meine Familie den Tag für mich immer sehr schön gestaltet und mich verwöhnt", sagt sie und fügt hinzu: "Im Alter ist man im Ganzen gelassener, zumal die eigenen Geburtstage auch immer unwichtiger werden."

Peter Voigt aus Neukloster lädt seit Jahren Freunde und Bekannte für den 23. Dezember ein, um mit ihnen in seinen Ehrentag hineinzufeiern. "Das ist mittlerweile gute und lieb gewordene Tradition, alle freuen sich darauf", sagt seine Ehefrau Sieglinde. Einmal hatte der heute 69-Jährige auf eine Feier verzichtet. Mit dem Ergebnis, dass Freunde und Bekannte am 24. zum Gratulieren kamen und gar nicht wieder gehen wollten. "Die habe ich dann irgendwann vor die Tür gesetzt", sagt Sieglinde Voigt lachend. Gefeiert wird am 24. der Geburtstag ihres Mannes nur bis zum Mittag, ab 14 Uhr wird weihnachtlich dekoriert und im Familienkreis der besondere Tag weiter gefeiert. "Unsere beiden Enkel sind richtig stolz darauf, dass ihr Opa ein leibhaftiges Christkind ist."