Mit der dunklen Jahreszeit kann ich mich schon seit jeher nicht anfreunden. Die wenig erbaulichen Aussichten auf bevorstehende kalte und trist-graue Wochen haben meine Frau und mich jetzt in einen spontanen Urlaubstrip in die Wärme getrieben. Gelandet sind wir am Roten Meer in dem zu dem Zeitpunkt politisch-ruhigen Ägypten. Das Programm in dem afrikanischen Land war im Gegensatz zu unseren sonstigen Reisegepflogenheiten einfach gehalten: Erholung durchs Nichtstun in der Sonne auf Pool-Liegen. Herrlich!

Doch nicht nur die selbst verordnete "gepflegte Langeweile" ohne Handy, PC oder TV sorgten bei mir für große Entspannung, sondern auch unerwartete Erlebnisse. So hat meine Frau meine alltägliche Leidenschaft für den Fußball bislang eher mit einem Kopfschütteln quittiert. Sich zu merken, wer wann wo ein rundes Leder versenkt, ist für sie nicht nachzuvollziehen. Ich entgegne dann immer im Spaß, dass Fußball nun einmal die einzige globale "Sprache" ist, und es sich daher lohnt, hier sich "Wissen" anzueignen. Und siehe da. Kaum angekommen auf dem Flughafen, lautete die erste Frage unseres Reiseführers "Welches Hotel?" und die zweite, ob ich denn den ägyptischen Nationalspieler und Ex-Hamburger Mohamed Zidan kennen würde. Klar - und schon war das Eis gebrochen, meine These bestätigt. Ein triumphierendes Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen.

Doch es wurde noch besser. Unserem Busfahrer gelang es durch seine abenteuerlich anmutende Fahrweise und seinen mit Lichthupe begleiteten Überholkünsten, quer über alle Fahrstreifen bei Dämmerung ohne Abblendlicht, meinen gern einmal durch meine bessere Hälfte monierten Fahrstil eindrucksvoll in ein völlig anderes Licht zu rücken - so entspannt und still war meine Frau jedenfalls auf der Heimfahrt vom Flughafen über die Autobahn zu uns nach Hause mit mir am Steuer fast noch nie.

Das änderte sich aber schnell in den eigenen vier Wänden. Meine Frau hatte vor der Reise aus Vorsicht wichtige Utensilien "gesichert", während des Urlaubs voller Erholung aber das Versteck vergessen und ist jetzt genervt durch die Suche danach. Zu viel Entspannung im Kopf kann mitunter auch zu Stress führen.