Punktspiel der besonderen Art zwischen Buxtehuder SC und SV Poseidon Hamburg mit alt-internationalen Stars

Buxtehude. Das Besondere am Wasserball ist eigentlich das Zusammengehörigkeitsgefühl. "Wir sind eine kleine Familie", sagt Jens Witte vom Buxtehuder Schwimm-Club. Bevor die Sportler ins Becken springen und auf Torjagd gehen, wird erst einmal am Beckenrand geklönt. Beim Punktspiel der Wasserballer in der Hamburger Stadtliga war dieser familiäre Charakter besonders zu spüren.

Der Buxtehuder SC trat in der Wilhelmsburger Traglufthalle an der Dratelnstraße gegen den SV Poseidon Hamburg an. Dabei prallten zwei Mannschaften aufeinander, die gegensätzlicher nicht sein können. Auf der einen Seite die Gastgeber aus Buxtehude, die nach mehr als 30 Jahren erstmals wieder ein Team für die Punktspiele gemeldet haben und mit vielen Nachwuchssportlern antreten. Auf der anderen Seite der SV Poseidon, ein Team, das deutsche Sportgeschichte im Wasserball geschrieben hat. Obwohl die meisten Poseidon-Wasserballer das Alter von 60 Jahren längst überschritten haben, mischen die "Oldies" in der Stadtliga noch kräftig mit. Zum alten Eisen gehört das Team noch lange nicht, auf der Agenda der traditionsreichen Mannschaft stehen unzählige Titel bei Welt- und Europameisterschaften der Senioren, die Mannschaft ist gespickt mit Alt-Internationalen aus den glorreichen Hamburger Wasserballzeiten.

Dass der Buxtehuder Schwimm-Club gegen den SV Poseidon Hamburg mit 12:9 (1:0, 4:1, 4:4, 3:4) zum zweiten Sieg in der Stadtliga kam, ist ein Zeichen für den sportlichen Aufbruch. Wasserball schwimmt wieder oben in Buxtehude, könnte die Devise sein. Entscheidenden Anteil daran haben zwei Männer, die ebenfalls schon Wasserballgeschichte geschrieben haben und die es aus familiären Gründen nach Buxtehude verschlagen hat: Sven Reinhard und Jens Witte.

Sven Reinhard gehört ebenfalls zu den Alt-Internationalen im Wasserball. Mit Waspo Hannover spielte er 14 Jahre lang erfolgreich in der Bundesliga, zudem absolvierte der heute 38-Jährige weit mehr als 100 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft und war 1999 bei der Europameisterschaft Torschützenkönig (Platz vier). 1993 feierte Sven Reinhard, der heute Realschullehrer in Buxtehude ist und mit seiner Familie in Harsefeld lebt, den deutschen Meistertitel. Ein einziges Mal konnte er mit Waspo Hannover in die Phalanx von Spandau 04 Berlin einbrechen und das legendäre Wasserballteam aus der heutigen Bundeshauptstadt vom Thron stürzen. Zwei deutsche Pokalsiege, zwei Supercupsiege und fünf deutsche Vize-Meisterschaften sprechen für sich.

Jens Witte kann zwar sportlich nicht mit Sven Reinhard mithalten, in seiner aktiven Zeit spielte er für den TKJ Sarstedt bei Hannover in der Verbandsliga. "Das ist der Heimatort der Scorpions", sagt er. Seine Stärken liegen im Funktionärsbereich. Der heute 41-Jährige war von 1994 bis 2010 Wasserballwart in seinem Heimatverein Sarstedt, fungierte außerdem als Pressesprecher für den Schwimmverband Niedersachsen und die Deutsche Wasserball-Liga. Seit 2004 ist Jens Witte Rundenleiter beim Deutschen Wasserball-Pokal und Mitglied im Ligaausschuss der Deutschen Wasserball-Liga für die Erste Bundesliga. "Ich arbeite außerdem im Wasserball-Internetportal www.waterpolo-world.com mit", sagt Jens Witte, "natürlich alles ehrenamtlich." Auch Jens Witte zog aus familiären Gründen nach Buxtehude.

Und natürlich engagieren sich Jens Witte (Pressesprecher) und Sven Reinhard (Jugendtrainer) für ihren Sport weiter. Das nasse Element lässt sie nicht los. Für die Wasserballer des Buxtehuder Schwimm-Clubs ein Glücksfall. Die jungen Spieler profitieren von der Erfahrung der beiden unverhofften "Neuzugänge". Sven Reinhard und Jens Witte sorgen für neuen Schwung an der Este. Jahrelang hat nur das internationale Wasserballturnier an die Tradition erinnert - seit 37 Jahren gibt es das Buxtehuder Turnier. Mit der Rückkehr nach drei Jahrzehnten in den Punktspielbetrieb will der BSC eine neue sportliche Ära einläuten. Die Hoffnung liegt in Wilhelmsburg an der Dratelnstraße. Weil im Winter in Buxtehude kein Wasserball gespielt werden kann, trägt der BSC seine "Heimspiele" in der Traglufthalle in Wilhelmsburg aus. Das ist allerdings schon bald Geschichte. Im Zuge der Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) 2013 müssen das heutige Hallenbad und die benachbarte Traglufthalle einem Neubau weichen. Im September 2012 wird abgerissen. "Wir müssen dann ein Jahr lang im Dulsberg-Bad in Hamburg spielen", sagt Jens Witte. Danach wird in Wilhelmsburg wohl das neue Wasserball-Mekka von Hamburg entstehen. Und davon erhofft sich der Buxtehuder SC einen weiteren Aufschwung seiner Jugendarbeit.

Duell der Rundenleiter geht ebenfalls nach Buxtehude

Für Jens Witte war das Punktspiel gegen die "Oldies" von Poseidon Hamburg auch ein Treffen der besonderen Art. Er spielte gegen Rolf Lüdecke, den altgedienten Wasserball-Schiedsrichter, der 2000 das Endspiel bei den Olympischen Spielen in Sydney leitete und heute 2. Verbandsvorsitzender ist, und Bernt Jacobs, den Rundenleiter der Wasserball-Bundesliga. Und Jens Witte siegte gegen seine Funktionärskollegen.

Das nächste Spiel in der Stadtliga bestreiten die Wasserballer des Buxtehuder SC am kommenden Montag, 5. Dezember, um 19.30 Uhr gegen das Sportteam Hamburg in der Traglufthalle Wilhelmsburg.