Veränderter Flusslauf bietet Buxtehude kaum Hochwasserschutz. Sandproblem wäre aber gelöst

Buxtehude. Mit Ernüchterung dürften viele Buxtehude die Ergebnisse des Forschungsprojekts Klimzug Nord der TU Harburg aufnehmen. "Eine Renaturierung der Este hätte kaum Auswirkungen auf den Hochwasserschutz in Buxtehude", sagt Edgar Nehlsen vom Institut für Wasserbau der TU. Die Universität untersucht im Zuge des Projekts die Folgen des Klimawandels für die Metropolregion Hamburg, nimmt dazu vor allem die Este unter die Lupe.

Bei einem Jahrhundert-Hochwasser, also einem so hohen Wasserstand, wie er im Schnitt alle 100 Jahre vorkommt, würde der Hochwasserscheitel lediglich mit vierstündiger Verspätung in der Innenstadt eintreffen. Das wäre der Fall, wenn der Fluss im Oberlauf südlich von Buxtehude renaturiert ist, so ein Ergebnis der Untersuchungen. Die ankommenden Wassermassen würden nur um 2,5 Prozent sinken. Als Grund dafür nennt Nehlsen die natürliche Form des Estetals. Der Geesthang an beiden Seiten des Tals verhindere, dass sich das Wasser weiter in der Fläche ausdehnen könne.

Im Klartext bedeutet das, dass eine Renaturierung allein die Stadt nicht vor den Fluten schützen würde. Horst Subei von der Buxtehuder SPD veranlasst das dazu, noch einmal mit Nachdruck den Deichverband aufzufordern, endlich die Mini-Deiche und Spundwände in der Innenstadt zu realisieren.

Die Forschungen haben noch etwas anderes ergeben: Für die Sandproblematik wäre eine Renaturierung sehr wohl nützlich. Weil die Fließgeschwindigkeit eines begradigten Flusses weit höher ist als bei einem Fluss, der sich durch die Landschaft windet, werden derzeit dauerhaft Sedimente transportiert. Bei einer renaturierten Este würden sie nur bei einem mittleren Hochwasser in Bewegung geraten.

Um zu den Ergebnissen zu kommen, haben sich die Forscher zunächst den historischen Zustand der Este angeschaut, bevor der Fluss in den 1920er-Jahren begradigt wurde, und ihn mit dem Ist-Zustand verglichen. Dann haben sie sich die Frage gestellt, wie die Renaturierung des Flusses überhaupt aussehen könnte. "Möglich wäre das Ausbaggern des Flusslaufs, um die Windungen zu bekommen", sagt Nehlsen. Das wäre zwar ein radikaler und kostspieliger Weg, er hätte aber den Vorteil, dass die ganze Sache schätzungsweise in fünf Jahren abgeschlossen wäre. Weniger teuer wären so genannte Instream-Maßnahmen. "Bis ein Ergebnis zu sehen ist, würden aber Jahrzehnte vergehen."