Konwitschnys gefeierter “Don Carlos“ kommt wieder - die Staatsoper Verdis Meisterwerk um Macht und Liebe für fünf Aufführungen wieder auf den Spielplan.

Als Peter Konwitschny 2001 an der Hamburgischen Staatsoper seine Sicht auf Giuseppe Verdis "Don Carlos" herausbrachte, war er gerade zum fünften Mal in Folge zum Opernregisseur des Jahres gewählt worden. Das Lob der Kritiker galt einem Mann, der das Theater erklärtermaßen für "die letzte Möglichkeit" hielt, "sich kollektiv über die entscheidenden Fragen der menschlichen Existenz ungeschminkt auszutauschen".

Wer damals verpasst hat, sich Konwitschnys Inszenierung anzuschauen, der hat bald Gelegenheit dazu: Diesen Dezember setzt die Staatsoper Verdis Meisterwerk um Macht und Liebe für fünf Aufführungen wieder auf den Spielplan.

Die Leitung hat der Braunschweiger Generalmusikdirektor Alexander Joel; es singen Mitglieder der Staatsopernensembles wie Tigran Martirossian (Philipp II.), der zuletzt den Méphistophélès in Gounods "Faust" sang, oder der von der Kritik als Don Ottavio hoch gelobte Dovlet Nurgeldiyev (Le Comte de Lerme / Le Héraut). Die Titelpartie übernimmt der Tenor Andrew Richards, der sonst im Ensemble der Berliner Staatsoper Unter den Linden singt.

Der "Don Carlos" nach Schillers Vorlage kann als Verdis ehrgeizigste Oper gelten. Nirgends sonst hat er den tragischen Widerspruch zwischen Macht und Staatsräson und der Suche nach persönlichem Lebens- und Liebesglück konsequenter ausgeleuchtet. Und gerade weil er so ambitioniert war, wurde der "Don Carlos" von Anfang an aus praktisch-trivialen Gründen gekürzt und zerstückelt.

Dass Peter Konwitschny sich dem Werk in seiner ganzen Komplexität stellen wollte, unterstrich er auch dadurch, dass er die fünfaktige Urfassung wieder auf die Bühne stellte. Selbst die Ballettmusik, die Verdi eigentlich nur komponiert hatte, damit die Herren der Pariser Bourgeoisie bei der Uraufführung wie gewohnt Balletteusenbeine bewundern konnten, behielt er bei. In Konwitschnys Deutung wird daraus ein Traum der Prinzessin Eboli. Die fantasiert sich eine bürgerliche Ehe-Idylle mit "ihrem" Carlos zusammen, den sie mit Truthahn und Pizza päppeln will.

Konwitschnys Coup de Théâtre aber ist die Autodafé-Szene, bei der das Habsburger Establishment im Foyer vor laufenden Kameras seine Gegner grillt. Das muss man erlebt haben - oder nun nachholen. Oder beides.

Don Carlos 18.12., 16.00, 22.12., 17.00, 8.1.12, 16.00, 13.1.12, 17.00, 29.1.12, 16.00, Staatsoper. Karten unter T. 35 68 68