...und andere Kammermusik bei “Guy and Friends“

Wer Guy Braunstein und Freunde als Kammermusiker erleben will, der muss normalerweise bis nach Rheinland-Pfalz fahren, wo der Konzertmeister der Berliner Philharmoniker in Rolandseck bei Remagen sein eigenes Kammermusik-Festival kuratiert. Im Rahmen seiner Residenz bei den Symphonikern hat Braunstein nun fünf der dort erprobten Musizierpartner seines Vertrauens nach Hamburg eingeladen. Zusammen spielen sie unter dem Titel "Guy and Friends" Kammermusik und Lieder von Mozart, Brahms, Wagner, Schönberg und Debussy.

Unter den Liedern des Abends sind selten zu hörende Kostbarkeiten, die selbst in der Brahms-Stadt Hamburg als Entdeckung gelten können: Den ersten seiner Zwei Gesänge für Alt, Bratsche und Klavier op. 91 komponierte Brahms 1864. Das "Geistliche Wiegenlied" war ein Geschenk für seinen engen Freund Joseph Joachim und dessen Frau Amalie zur Geburt ihres ersten Kindes. Als das Paar sich 20 Jahre später trennte, schickte der bekennende Junggeselle Brahms noch ein Lied mit dem Titel "Gestillte Sehnsucht" hinterher.

Ähnlich abgründig ist auch die Vorgeschichte von Wagners "Wesendonck-Liedern". Auf der Flucht vor den sächsischen Strafverfolgungsbehörden quartierte sich Wagner 1857 bei dem befreundeten Kaufmann Otto Wesendonck in Zürich ein. In dessen Gartenhaus komponierte Wagner am "Ring des Nibelungen", konzipierte "Tristan und Isolde" und begann eine Affäre mit Wesendoncks Frau. Das Zeugnis dieser Liebe sind die fünf Lieder nach Gedichten von Mathilde Wesendonck.

Über Mozarts Flötenquartett C-Dur, Schönbergs Erste Kammersinfonie und Debussys "Petite Suite" sind solche Anekdoten nicht aktenkundig. Debussys "Kleine Suite" ist eine musikalische Verbeugung vor dem Rokoko, während der Turm aufsteigender Quarten am Anfang von Schönbergs Kammersinfonie zum Aufbruchssignal für die Moderne wurde.

Guy and Friends 1.12., 19.30, Laeiszhalle (Kleiner Saal). Karten unter T. 44 02 98