Das Amstel Quartet bei “NDR Podium der Jungen“

Es grunzt und becirct, es jault und stöhnt, es röhrt und betört. Kaum ein Instrument hat eine dermaßen breite Klangpalette wie das Saxofon. Adolphe Sax' Erfindung aus dem Jahr 1840 prägte im 20. Jahrhundert die Musik. Der Saxofonsatz bildet das Rückgrat jeder Bigband. Gelegentlich bleiben die "Klappendrücker" auch mal unter sich. Die Palette reicht vom Duo bis zum Saxofonorchester, das "klassische" Kleinensemble aber ist das Quartett. 1853 veröffentlichte Sax' Freund und Zeitgenosse Jean-Baptiste Singelée ein erstes Saxofonquartett. Mit dem Quatuor de Saxophones de Paris eroberte sich die Ensembleform in den 30er-Jahren die Aufmerksamkeit der Komponistenwelt. So richtig in Fahrt kam der Saxofonvierer aber seit Ende der 60er-Jahre. Sei's im Jazz mit den berühmten World Saxophone Quartet oder dem 29th Street Saxophone Quartet, sei's in Klassik und Neuer Musik beim Raschèr oder Rova Quartet: "Sax is sexy", die Fan-Gemeinde wächst.

Vor allem, wenn sie von Künstlern wie Remco Jak, Olivier Sliepen, Bas Apswoude und Ties Mellema vom Amstel Quartet umgarnt wird. Das gleichnamige Flüsschen ist der Geburtsort der Stadt Amsterdam und sollte bei der Bandgründung 1997 Geschichtsbewusstsein bezeugen. Zugleich steht der Name aber für Neugier, Expansion und Expeditionslust. Ihr Bach klingt wie von einer Kirchenorgel gespielt, die Minimal-Music-Repetitionsschleifen kurven in bestechender Präzision, Amstel swingt in moderner und klingt in historischer Musik. Nichts, was zwischen die Klappen passt, scheint zu fremd oder uninteressant, als dass man es nicht untersuchen, umarbeiten und interessant-rasant zum Vortrag bringen könnte. Ob Bach oder Xenakis, Sweelinck oder zeitgenössische Komponisten, die eigens für Amstel schreiben, die vier sind um keine Kombination verlegen. Sie haben mit dem indischen Tablaspieler Niti Ranjan-Biswas zusammengearbeitet und Gabriel Faurés Suite "Pelléas et Mélisande" eingespielt. Mozarts "Dissonanzen-Quartett" geben sie ebenso spannungsreich wieder, wie sie Alexander Glasunows Saxofonquartett zelebrieren oder Philip Glass durch Zirkularatmung den nötigen "Flow" geben. Ihre Offenheit und stilistische Sicherheit haben ihnen nicht nur eine Vielzahl an Preisen eingebracht, sondern auch Anerkennung durch Komponisten wie György Ligeti, Arvo Pärt oder Michael Nyman.

Eine spannende Kombination ergibt sich im Konzert der NDR-Reihe "Podium der Jungen" mit der NDR Bigband im Liebermann-Studio (s. auch Seite 14). Neben Adaptionen des Amstel Quartets von Bach, Ravel und Nyman wird die NDR Bigband Arrangements der Preisträger des Arrangement-Wettbewerbs 2011 zur Aufführung bringen.

Saxophones 25.11., 20.00, Rolf-Liebermann-Studio. Weitere Konzerte in der Reihe "NDR Podium der Jungen": Belcanto 29.1.12., Strings & Singing 21.3.12, PianoPiano 11.5.12, jeweils 20.00, Rolf-Liebermann-Studio. Karten unter T. 0180/178 79 80 (bundesweit zum Ortstarif, max. 42 Cent pro Minute aus Mobilfunknetzen) oder unter ndrticketshop.de