Die Sopranistin zu Gast bei “NDR Das Alte Werk“

Sie ist die Rockröhre der Barockszene. Mehrfach am Abend wechselt sie das Outfit, und jedes Mal darf man gespannt sein, in welcher schrillen Kreation sie als Nächstes auf die Bühne stürmen wird. Wenn sie dann auf abenteuerlich steilen High Heels die Rampe erreicht hat, wiegt sie sich in den Hüften, wirft das brandrote Haar zurück und dem Konzertmeister einen auffordernden Blick zu, und los geht's.

Niemand reicht an die Sopranistin Simone Kermes heran, wenn es darum geht, Alte Musik einem großen Publikum zu vermitteln. Wichtiger als ihre furiose Bühnenshow ist nämlich, wie glaubwürdig die Diva aus Sachsen die Affekte der barocken Arien darstellt. Ob sie zürnt oder schluchzt, ob sie sich sehnt oder die Stimme im Nichts verklingen lässt, sie lässt einen Kosmos großer Gefühle entstehen: saftig, in 3-D und Farbe gewissermaßen. Wie eben Oper damals war.

Nun gastiert Kermes erstmals in der Reihe "NDR Das Alte Werk". Mit dem Concerto Köln bringt sie Werke aus ihrer Heimat zu Gehör. Jedenfalls fast. Kermes kommt nämlich aus Leipzig, der zur Barockzeit bürgerlichen Kaufmannsstadt, die Musik hingegen aus dem feudalen Dresden. Man muss die Sammlungen Augusts des Starken bewundert haben, um sich eine Vorstellung von der Pracht des sächsischen Hofes zu machen. Verschwendungssucht und Kunstliebe wohnten dicht beieinander. Entsprechend luxuriös war die "Churfürstlich Sächsische Capell- und Cammer-Musique" ausgestattet. Zwei ihrer prominentesten Musiker sind vertreten, der Geiger Johann Georg Pisendel und der Flötist Johann Joachim Quantz. Zudem erklingen Werke von Vivaldi, darunter sein Concerto "Per l'Orchestra di Dresda", und Telemann.

"Per l'Orchestra di Dresda" 26.1.12, 20.00, Laeiszhalle. Karten unter T. 0180/178 79 80 (bundesweit zum Ortstarif, max. 42 Cent pro Minute aus Mobilfunknetzen) oder im Internet unter www.ndrticketshop.de